Review

Mittlerweile ist die Frage berechtigt, in welchem Ballungsraum mehr Rednecks hausen: Im Großraum Texas, wo Menschen teilweise noch wie 1802 leben oder im australischen Outback, wo man zwar generell ein wenig gepflegter in Erscheinung tritt, mit Inzucht und Kannibalismus jedoch keinerlei Probleme hat. Regiedebütant Jonathan Neil Dixon scheint diese Frage mit seinem Erstling bereits für sich beantwortet zu haben.

Vier Freunde um Kathy sind mit dem PKW im australischen Hinterland unterwegs und halten an einer Tankstelle, als zwei tödliche Distanzschüsse fallen und die blutüberströmte Leah zu ihnen läuft. Gemeinsam versuchen die jungen Leute vor ihren Angreifern zu fliehen, was innerhalb einer nahezu menschenleeren Gegend gar nicht so einfach ist...

Dixon konnte sich offenbar nicht entscheiden, in welche Richtung sein Erstling tendieren sollte, weshalb er eine ganze Menge Westernelemente aufgreift, diese mit gängiger Redneck-Kaltschnäuzigkeit paart und Klischees der üblichen Hinterwäldler-Inzucht beimengt, aus den Zutaten jedoch keine homogene Einheit basteln kann. Mal abgesehen von den viel zu laschen Charakterzeichnungen der Gejagten, erscheinen die Jäger noch weniger markant, denn im Grunde zeigen nur zwei junge Brüder in Cowboymontur ihr Gesicht, von denen einer eher der Jammerlappen ist, während der andere unbeirrt seine Ziele anvisiert.

Innerhalb dieses Treibens fallen zwar einige Landschaftsaufnahmen recht positiv auf, der gekonnte Einsatz von Farbfiltern taucht die Kulisse ein ums andere Mal in rotbraune, erdige Töne und unterstreicht damit die raue Grundstimmung, doch erzählerisch ergeben sich zwischenzeitlich mehr Fragen als Antworten, da die Beweggründe des scheinbar wahllosen Mordens völlig unzulänglich erklärt werden und bis zum Schluss Klärungsbedarf besteht, was die beiden Männer nun antreibt.

Indes wird zwar hin und wieder ein ordentliches Tempo gefahren, nicht nur auf schmalen Straßen oder engen Feldwegen, die recht versierte Kamera schürt ein ums andere Mal spannende Momente, doch dem Treiben geht zwischenzeitlich immer wieder die Puste aus, weil die vermeintlichen Opfer schlicht zu dämlich handeln und sich noch nicht einmal die Mühe machen, von öffentlichen Wegen abzuweichen oder gar Maßnahmen zur Gegenwehr ergreifen, was die Sache auf Dauer ein wenig eindimensional gestaltet.

Auch wenn der Score partiell gut vorantreibt, fällt eine deutliche Anlehnung an "Spiel mir das Lied vom Tod" etwas zu plump aus und auch die visuelle Anspielung auf "Wenn die Gondeln Trauer tragen" mit Mädchen in rotem Regenmantel hätte ein wenig durchdachter integriert werden können. Demgegenüber wiederholen sich Nahaufnahmen von Krähen und Ameisenstraßen und lediglich ein paar sehr gekonnt eingefangene, blutige Einschüsse reißen zuweilen aus der Stille, welche bei alledem nicht so bedrohlich erscheint, wie Regisseur Dixon das wahrscheinlich beabsichtigte.

Welches Publikum er mit seinem Debüt konkret ansprechen wollte, kristallisiert sich im Verlauf nie deutlich heraus, denn am ehesten sind Freunde von Menschenjagden unter freiem Himmel gefragt, während Terrorfans oder gar Anhänger von Foltermaterial nahezu völlig leer ausgehen. "Wrath" enthält zweifelsohne gute handwerkliche Ansätze, ein paar Spannungsmomente sind durchaus vorhanden, doch unterm Strich fallen die Performances zu ausdruckslos aus und auch die Pointe der Erzählung bietet lediglich eine Ansammlung von Genreklischees, welche durch die Blume gesprochen eventuell ein paar Fragen offen lassen könnten. Es gab schon weitaus üblere Erstlinge, eine Empfehlung ergibt sich daraus im Umkehrschluss jedoch nicht.
5 von 10

Details
Ähnliche Filme