Diese TV-Produktion basiert auf einer wahren Begebenheit und wurde tatsächlich von Serienregisseur Marc Daniels (Fame, Planet Earth) ziemlich glaubwürdig inszeniert. Für solch einen Film darf man sich auch auf eine sehr prominente Besetzung freuen, denn neben Brad Davis (Midnight Express, Hangfire) in der Hauptrolle, spielen hier immerhin Brad Dourif (Die Mörderpuppe, Fire Syndrome), Frances McDormand (Fargo, Kaltes Land) und William Conrad (Jake und McCabe, Cannon) mit, wobei man bei Conrad wirklich Sorge hat er könnte gleich platzen.
Kaltblütig erschießt Rudolph Tyner (Michael Beach) ein älteres Ehepaar, welchem eine Tankstelle samt Laden gehört, nur um ein paar Dollar zu ergattern. Tyner wird schnell geschnappt und kommt vor Gericht. Doch das Ehepaar hinterließ neben Sohn Tony Cimo (Brad Davis) auch drei Töchter und alle wollen Gerechtigkeit. Beim Verfahren steht ihnen der Pflichtverteidiger Jim Dunn (William Conrad) bei, ein alter Freund der Familie. Doch anstatt ein schnelles Urteil zu fällen, werden mehrere Prozesse angesetzt und das Ganze sogar wegen eines Verfahrensfehlers in eine andere Stadt verlegt. Doch Tony will Tyner auf dem elektrischen Stuhl sehen und beschließt ihn durch einen Killer im Knast ermorden zu lassen. Lamar Sands (Brad Dourif) ist dafür der richtige Mann. Doch das Ganze fliegt auf und droht Tonys Leben völlig zu zerstören.
"Justice - Die letzte Instanz bin ich" bietet eine reale Geschichte und übt fleißig Kritik am US-Rechtssystem. Und jeder der seine Familie durch solch einen kaltblütigen Mord verloren hat, will natürlich Gerechtigkeit, so kann man sich wirklich gut in Tony Cimo hineinversetzen. Allerdings hat dieser Film ein großes Problem, er ist extrem langatmig geraten, bleibt dafür aber immer bodenständig. Tony ist nun mal kein Paul Kersey und lehnt den ersten Versuch von einem Fremden der Tyner erschießen würde, angewidert ab. Dabei muss sich der Zuschauer durch etliche Gerichtsverfahren quälen und schließlich auch noch den Verfall der Familie Cimo ertragen. Denn Tony ist bald wie besessen davon, dass Tyner endlich für seine Tat büßt. Er verändert sich, seine Baufirma geht langsam den Bach runter und aus lauter Verzweiflung lässt er sich schließlich auf diesen Auftragsmord ein. Daniels hat sich hier um alle Figuren der Großfamilie zu kümmern und lässt keinen zu kurz kommen. Aber irgendwann hat man die ständigen Predigden die Tony wegen seiner Besessenheit von seiner Familie gehalten bekommt dermaßen satt. Man hangelt sich hier von Dialog zu Dialog und eigentlich hätte man Tonys Geschichte locker in einer Dreiviertelstunde erzählen können.
So wird es eigentlich erst wieder einigermaßen interessant, wenn Lamar Sands den Mord an Tyner verübt. Hierbei ist er auf die Hilfe von Tony angewiesen, der ihm erst ein anstatt Gift gepulverten Oleander schickt. Aber Lamar hatte eigentlich vor Tony zu erpressen und hat den Auftragsmord auf Band aufgenommen. So lehrt uns "Justice", dass Selbstjustiz eben keine Lösung ist, aber das Rechtssystem auch nicht. Gerade so Leute wie Tyner mit einem niedrigen IQ, der gerade ausreicht um Gut und Böse auseinander zu halten, finden diverse Schlupflöcher im Rechtssystem. Und wenn Tyner ganz lässig sein Geständnis ablegt und Tony samt Familie im Gericht noch angrinst, wünscht man sich schon, dass er aufs härteste verurteilt wird. "Justice" hat durchaus Szenen zu bieten, wo man richtig mitfiebert, aber der Großteil des Films ist einfach nur belanglos und unnötig. Dabei machen Brad Davis, Frances McDormand, William Conrad und der Rest des Feldes einen guten Job. Brad Dourif als gerissener Mörder ist auch eine gute Wahl.
Hier wird eine authentische Story dermaßen langweilig erzählt, dass man schnell das Interesse verliert. Höchstens die glaubwürdigen Darsteller halten einem vor dem Bildschirm, doch ansonsten muss man sich durch etliche (unnötige) Dialoge quälen und oft interessiert Daniels das drumherum wesentlich mehr, als die eigentliche Geschichte. Das hätte man wesentlich ansprechender gestalten müssen und 98 Minuten Laufzeit sind entschieden zu lang.