Ich habe keine Probleme damit, wenn man "Oldboys" als ganz amüsante Komödie aus Dänemark anpreist, aber wenn ich mich so quer durch das Internet lese und man dieses Teil als Meisterwerk mit Tiefgang und wertvollen Botschaften feiert, kommt mir das Frühstück als Kotze wieder hoch.
Zugegeben, eine Alt-Herren-Mannschaft, und damit meine ich wirklich alte Herren jenseits der 50 Lenze, die ins "verfeindete" Nachbarland Schweden mit einem Bus tuckert, um dort gegen die AH einer Polizeiauswahl zu spielen, hört sich ganz vergnüglich an. Wenn dann auch noch der Torwart Vagn (Kristian Halken) beim Pitstop an der Tankstelle vergessen wird und dieser vom Kleinkriminellen John (Robert Hansen) eher unfreiwillig quer durch Schweden bugsiert wird, für doch noch sein Fußballspiel zu erreichen, könnte vielleicht durchaus so etwas wie ein Geheimtipp und kleines Meisterwerk herausspringen - dennoch hat der Film mich völlig kalt gelassen und wenn ich es noch härter ausdrücken müsste, hat "Oldboys" mich sogar gelangweilt.
Die Fußballmannschaft besteht durch die Bank weg nur aus schrulligen Persönlichkeiten, die als Morgennahrung Bier trinken, anfangen zu sabbern, wenn sie mal knackige Mädels unter 40 sehen, sich beim Pokern gegenseitig bescheißen oder von ihren Vorurteilen leben, die sie mal als kleine Jungs in den 50er Jahren aufgeschnappt haben. Die Businsassen sind auch die größte Anlaufstelle für den subtilen Humor, den "Oldboys" zu bieten hat.
Hauptfigur Vagn ist einfach nur knuddelig und man schließt ihn sofort ins Herz. Er war schon mal verliebt, jedoch sollte es nicht sein und so lebt er sein Leben alleine und kümmert sich fürsorglich um seine noch lebende Mutter. Der Kleinkriminelle John ist das krasse Gegenteil von den ganzen Akteuren: jung, dynamisch und wild. Und natürlich hat auch er das Herz am rechten Fleck.
Regisseur Nikolaj Steen spinnt das Road-Movie immer abwechselnd weiter. Einmal sehen wir, wie die Opis den Bus rocken und dann wieder, wie es bei dem ungleichen Paar weiter geht. Obwohl alle Charaktere liebevoll gezeichnet sind und es viel tiefsinnigen Humor gibt, erreicht mich der Film nur in den seltesten Momenten. Klar, es geht um Liebe, Tod, an sich selber glauben und Freundschaft, aber diese Botschaften kommen mit einer Larmärschigkeit eines Mofas angebrettert. Ich hatte 90 Minuten lang das Gefühl, dass die Story auf der Stelle tritt, mich der Film trotz der warmherzigen Figuren nicht berührt und auch die schrulligen Momente mich nicht bei der Stange halten können, dass ich einfach sagen kann, dass man nur etwas Geduld mitbringen muss, dass "Oldboys" seine Wirkung entfaltet.
Zudem stößt mir sauer auf, dass Genosse Zufall sehr oft eine große Rolle spielt, denn verschiedene Charaktere laufen sich "zufälligerweise" immer wieder über den Weg. Gut, bei knapp 10 Millionen Einwohnern kann man den Fauxpas natürlich mal verzeihen. Abgesehen davon, dass kein älterer Herr an Demenz leidet, fällt der Verlust der recht überschaubaren Gruppe dann doch relativ spät auf. Aber ich will gar nicht das Haar in der Suppe finden und wegen solchen Zufällen oder Kleinigkeiten die Bewertung nach unten ziehen. Nein, das Gesamtpaket hat mir ganz und gar nicht zugesagt.
"Oldboys" wird mit Sicherheit viele Freunde finden, nur mein Ding war er jetzt überhaupt nicht. Die Bewertung tut mir irgendwie schon weh, aber ich sehe da für mich keinen Spielraum nach oben.
3/10