Review
von Alex+
Grundsätzlich bin ich ein Verfechter der These, alte literarische Stoffe zu der Zeit spielen zu lassen, zu der sie geschrieben wurden. Shakespeare Verfilmungen in die "Jetztzeit" zu adaptieren war weder auf der Bühne noch im Film je eine glückliche Entscheidung, da die Inhalte der literrischen Vorlage durchaus sehr zeitgemäße Bezüge haben, die Jahrzehnte (geschweige denn Jahrhunderte) später ihre Aktualität eingebüßt haben.
Bei "Dame, König, As, Spion" handelt es sich um einen Agentenroman des brittischen Schriftstellers John le Carré aus dem Jahre 1974. Hauptbestandteil des Romans ist eine Spionagegeschichte, die sich aus der politischen Situation des Kalten Krieges in den 70er Jahren erschließt.
Völlig zu Recht stellt sich jetzt die Frage, weshalb man einen Roman, dessen Spannungspotential sich ausschließlich aus der Aktualität der damaligen politischen Situation ergab, nach über 35 Jahren auf die Leinwand bringt?!
Was unbestritten auf der "Haben-Seite" von "Dame, König, As, Spion" zu verbuchen ist, ist die stilistische Umsetzung. Keine durchtrainierten Hochglanzagenten, Machinengewehrsalven und explodierende Autos bestimmen den Agentenalltag sondern graue Herren in fader 70er-Jahre Umgebung, die analytisch denken und kein Wort zu viel verschwenden.
Leider wird dieses "Old School"-Prinzip auch auf die filmische Erzählweise umgesetzt. Bis man sich als Zuschauer ersteinmal durch das who-is-who des Geheimdienstes durchgearbeitet hat und die Struktur und Vernetzung der Agententätigkeiten durchblickt hat, ist bereits die Hälfte des Films vorüber. Selbst bei der Enttarnung des "Maulwurfs", gegen Ende des Films, bleibt der Aha-Effekt aus, da bis dato noch geheimdienstliche komplexe Verstrickungen das Ganze verwirren, die erst final von Smiley (Gary Oldman) erklärend dargelegt werden.
Schauspielerisch und technisch ist der Film auf hohem Niveau produziert, dem Drehbuch hätte mehr Straffheit und Klarheit gut getan.