Review

Das folgende Review enthält Handlungsspoiler.

„Art of War“ – ein genialer Action-Thriller und einer meiner Lieblingsfilme. Schon der Anfang, der ein wenig Ähnlichkeit mit „True Lies“ hat, fesselt den Zuschauer. UN-Agent Neil Shaw (Wesley Snipes) soll den chinesischen Verteidigungsminister zurück an den Verhandlungstisch mit Südkorea zwingen. Shaw erpresst den Verteidigungsminister, indem er ihm auf einer Feier des schwerreichen Industriellen David Chan (Cary-Hiroyuki Tagawa) pikante Informationen über die Veruntreuung von UN-Hilfsgeldern durch den Minister vorsetzt. Damit wäre der Auftrag auch schon erledigt, doch dem getreu dem Gesetz des Actionfilms wird Shaw entdeckt. Da gibt es nur einen Ausweg: Die Bodyguards verdreschen und sich danach via Fallschirmsprung vom Hochhausdach in Sicherheit bringen. Schon dieser temporeiche Anfang bringt die Formel von „Art of War“ auf den Punkt: Furiose Action, eine wenig innovative, aber packend erzählte Story und die brillante Regie von Christian Duguay.
Denn vor allem dessen visueller Stil macht „Art of War“ zu einem absoluten Topfilm. Duguay präsentiert nicht nur eine Hochglanzoptik á la Michael Bay und Tony Scott, sondern bringt auch interessante Stilmittel wie einen Herauszoomen von einem kleinen Fenster des UN-Gebäudes auf eine Totale von New York in den Film ein.
Auch die eigentliche Story des Hauptteils hört sich nicht neu an: Shaw soll bei einem weiteren Auftrag den chinesischen Botschafter Wu im Auge behalten. Doch ein Attentäter dringt in die Übersetzerkabine ein, überwältigt die Übersetzerin mit einer Würgeschlinge und erschießt Wu. Shaw verfolgt den Attentäter, aber über Funk muss er hören wie dieser auch noch seinen Partner und Freund Bly (Michael Biehn) ermordet und zu allem Überfluß läuft er der Polizei in die Arme und wird als Hauptverdächtiger festgenommen.
An dieser Stelle ist eigentlich der einzige Kritikpunkt zu finden: Den jedem halbwegs erfahrenem Kinogänger ist sofort klar, dass der Tod von Bly nur vorgetäuscht ist und dieser nur der Verräter sein kann.
Die Verhaftung von Snipes führt gleichzeitig Frank Capella (Maury Chaykin) ein: Capella ist der Agent, der den Mord an Wu aufklären soll. Durch den hervorragenden Maury Chaykin, der einfach glänzend in die Rolle passt, kommt etwas trockener Humor in die Geschichte.
Bei der Überführung von Shaw werden alle Polizisten bis auf Capella von Triadenmitgliedern getötet und Shaw entführt. Doch als sie versuchen Shaws Fingerabdrücke auf die Tatwaffe zu bringen, kann sich dieser befreien und die Triadenmitglieder in die ewigen Jagdgründe schicken. Shaw merkt, dass seine Festnahme von Anfang an geplant war und macht sich auf die Suche nach den wahren Schuldigen, wobei ihm sowohl die Polizei als auch weitere Attentäter im Nacken sitzen. Seine einzige Hilfe ist Julia Fang (Marie Matiko), eine weitere Übersetzerin, die seine Unschuld bezeugen kann und daher auch auf der Abschussliste steht.
Die Geschichte des Bauernopfers, dass die wahren Schuldigen sucht wurde natürlich auch schon oft erzählt, aber „Art of War“ ist neben „Last Boy Scout“ die beste Erzählung dieser Art von Story. Das liegt zum einen, wie bereits gesagt, an Christian Duguays Erzählstil, aber auch an den Schauspielern. Während Snipes mit großer Coolness agiert, bringt Marie Matiko ihre Rolle sehr gut rüber. Zu Maury Chaykin habe ich mich ja schon geäußert und auch Cary-Hiroyuki Tagawa wirkt die Rolle des überheblichen Großindustriellen wie auf den Leib geschrieben. Lediglich die Altstars des Films können nicht recht überzeugen: Während Anne Archer als Shaws Vorgesetzte eigentlich nichts weiter tut als pikiert gucken, ist die Rolle von Donald Sutherland als UN-Generalsekretär viel zu klein, so dass dieser sein Potential gar nicht entfalten kann.
Das Kernstück von „Art of War“ sind allerdings die Actionszenen: Diese sind zwar nicht in übermäßig großer Zahl vorhanden (aber das sind sie bei den meisten Top-Actionfilmen nicht; siehe z.B. „Stirb langsam“, „Last Boy Scout“ etc.), aber dafür absolut atemberaubend. Vor allem der Schlussfight zwischen Shaw und Bly ist dermaßen temporeich und realistisch zugleich, dass es einem die Freudentränen in die Augen treibt. Dies ist vor allem Snipes' Kampfstil zu verdanken. Der Star kämpft dermaßen akrobatisch, da können die Herren Seagal und Van Damme nicht mithalten. Trotzdem wirken die Kämpfe nie gestellt, sondern sehr flüssig. Außerdem ist die Action über den gesamten Film verteilt, womit „Art of War“ das Hauptproblem von neueren Actionfilmen á la „Romeo must die“ oder „Mission: Impossible – 2“, die erst zum Ende hin in Fahrt kommen, umgeht.
Die berühmt-berüchtigte Spiegelszene finde ich persönlich gelungen, da sie gekonnt aufzeigt, wie grausam Gewalt ist. Da das Handeln der Triadenmitglieder nicht glorifiziert wird, kann ich die Forderung nach Zensur dieser Szene nicht nachvollziehen. Außerdem erfährt der Täter ziemlich schnell Gerechtigkeit durch die Hand von Shaw.
Alles in allem kann ich „Art of War“ jedem Actionfan empfehlen, der auch komplexere Storys mag und Filme der Marke Joel Silver oder Jerry Bruckheimer bevorzugt.

Details
Ähnliche Filme