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Als der charismatische Stockholmer Priester Henrik Horneus vom überraschenden Tod seines Vaters erfährt, macht er sich umgehend auf die Reise in das entlegene Dorf seiner Kindheit, um die mysteriösen Umstände des Todesfalls selbst zu untersuchen. Seine Reise führt ihn jedoch nicht nur durch die endlosen finsteren Wälder Schwedens, sondern auch in das Dunkel seiner eigenen Seele.

Was auf den ersten Blick nach einem klassischen Vertreter in der Kategorie Besessenheit / Exorzismus anmutet (eine Einordnung, die durch die kurze Exposition zu Beginn zunächst noch bestätigt und um den Eindruck einer möglichen Damien-Variante erweitert wird), entpuppt sich spätestens nach rund einem Drittel von ziemlich zermürbenden 114 Minuten Laufzeit jedoch zunehmend als ein ausgedehnter Selbstfindungstrip des Protagonisten, den die Geister der Vergangenheit nicht ruhen lassen. Den Unterbau von "Psalm 21" bildet somit ein psychologisches Drama um Schuld und Vergebung, welches storybedingt um einige Krimi-Elemente erweitert und mit einigen sehr plakativen, dem Horrorgrenre entlehnten Shocks aufgebretzelt wurde.

Wobei gerade letztgenannte Elemente von "Psalm 21" sich am wenigsten in das Gesamtbild integrieren und sich hinsichtlich der Stimmung alsbald sogar als kontraproduktiv erweisen. Digitale Taschenspielereien, die man so auch in wirklich jedem drittklassigen Japan Horror Flick geboten bekommt, die aber schlechterdings weder schocken, geschweige denn die Handlung voranbringen. Dabei hätte  "Psalm 21" diese billigen Reize in atmosphärischer Hinsicht gar nicht nötig gehabt, kommt die Optik doch ohnehin genau so rüber, wie man es von unheilvollem Schwedenkino erwartet:  unterkühlte Bilder, morbide Finsternis und mehr Grautöne als ein Elch Haare am Sack hat.

Was das Ansehen aber letzlich zu einer Geduldsprobe macht, ist das quälend langsame Erzähltempo ohne erkennbaren Spannungsaufbau. Flashbacks, redundante Shocks und breitgetretene Dialogszenen wechseln sich ab, ohne sich jemals zu einer homogenen Einheit zu verbinden. So bestehen manche der Dialoge lediglich aus unkommentierten Bibelzitaten, welche sich die Beteiligten um die Ohren hauen. Der Soundtrack ist passend zur zermürbenden Erzählweise, was jedoch den Nervfaktor nicht unwesentlich erhöht.

Nach fast zwei Stunden muss sich der Zuschauer dann mit recht wenigen Enthüllungen und Entwicklungen zufriedengeben, die zwar längst nicht alle Fäden der Handlung versöhnlich zusammenführen, jedoch zu einer Katharsis des Protagonisten und damit auch noch einer oberflächlichen, aber ausgedehnten Religionsschelte führen. Der Unterhaltungswert hat sich zu diesem Zeitpunkt jedoch schon längst verabschiedet.

Somit bietet "Psalm 21" zwar eine Story, der es an Düsternis und Kälte nicht mangelt und auch die Erzählweise ist nicht gerade formelhaft, aber trotzdem liefert der Film zu quasi keinem Zeitpunkt die Wirkung ab, die das Sujet eigentlich fordert. So stellt sich auch weder Betroffenheit noch Entsetzen ein, sondern vielmehr Ungeduld und Desinteresse. Schade.

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