Review

Der Gott des Gemetzels ist ein stilvoller und sehr unterhaltsamer Film vom sowohl umstrittenen als auch legendären Filmemacher Roman Polanski.

Ein Junge, der nicht Mitglied einer kleinen Bande werden darf, wird von deren Anführer mit einem Stock ins Gesicht geschlagen. Hierauf kommt es zu einem Treffen der Eltern der beiden Jungs, um über den Vorfall vernünftig zu diskutieren und die Kinder wieder zu versöhnen...

Künstlerisch liegt der Film abseits des Blockbuster-Kinos und bewegt sich eher im Arthaus-Bereich. Der kammerspielartige Film spielt sich bis auf die kurze Anfangs- sowie die ebenso kurze Schlussszene komplett in der Wohnung der Eltern des geschädigten Jungen ab und überzeugt nicht von Anfang an durch oberflächliche Angriffe oder vordergründige Beleidigungen, sondern baut seine Gemeinheit langsam auf. Die unheilvolle Atmosphäre nimmt während der Gesprächsverläufe immer weiter zu. Alle vier Teilnehmer versuchen stets, vernünftig und sachlich zu bleiben, scheitern hieran jedoch kläglich, da sie im Grunde ihres Herzens auch selbst noch ein bisschen Kind sind. Später eskaliert die Situation...

Ich möchte keine Gags vorwegnehmen, da der Film davon lebt. Ich sehe den Film nicht unbedingt als Komödie, eher als Tragödie; jedoch mit herausragenden humoristischen Einlagen.
Zu den Schauspielern (übrigens in absoluter Top-Besetzung) sei gesagt, dass sie ihre Rolle fast alle sehr authentisch verkörpern; lediglich John C. Reilly will mir nicht so richtig in seiner Rolle gefallen, macht jedoch das Beste draus. Hier hätte ich mir eher einen Typen wie Edward Norton vorstellen können. Jodie Foster und Kate Winslet spielen ihre Hysterie und Aufgebrachtheit mehr als glaubwürdig. Der nach Tarantinos Inglourious Basterds zu Recht hochgelobte und großartige Christoph Waltz als vielbeschäftigter Anwalt sorgt für den meisten Spaß. Es scheint, dieser Mann kann einfach alles: Seriös, höflich, desinteressiert, fies, verzweifelt.

Für mich persönlich ist die kurze Filmlänge mit knapp 80 Minuten ein weiterer Plus-Punkt. Es ist große Kunst, eine so schmale Story auf 80 Minuten auszudehnen und ein noch größeres Kunststück ist es, den Zuschauer mit nur 80 Minuten zufrieden zu stellen. Es muss nicht immer Überlänge sein, wobei ich jetzt darauf verzichten möchte, auf diverse andere Regisseure zu
verweisen...

Also wer letztendlich nicht immer nur komplexe Plots, überraschende Wendungen, prachtvolle Effekte oder dergleichen braucht, sondern einen unterhaltsamen und klugen Film, der eher einem Theaterstück gleicht, sehen möchte, darf sich in Der Gott des Gemetzels gerne einfinden!

8/10

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