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Sowohl die tagline ("a re-coming of age story") als auch  Kommentare  wie "The CITIZEN KANE of Backyard SOV Indie Horror Shorts" auf dem DVD-Cover dürften die Erwartungshaltung eines Lovecraft Aficionados nicht ganz unberührt lassen. Ist man gegenüber (selbst ernstgemeinten) Versuchen einer filmischen Adaption doch aus Erfahrung her doch besser eher skeptisch eingestellt,  sollte man sich jedoch möglichst vorurteilsfrei auf knapp 21 Minuten verregnete Düsternis einlassen, da "Shadows in the Garden" jedwede Antizipationen höchstwahrscheins nicht bestätigen wird.

Im verregneten Küstenkaff Cthulhu Gardens geht ein schattenhafter Serienmörder um, der eine Spur kopfloser Leichen hinter sich lässt. Doch dann ist da noch etwas anderes, eine wahrlich monströse Erscheinung, ein Ding von geradezu unvorstellbarer Fremdartigkeit...

Mehr über die Handlung zu schreiben, würde bedeuten, diese zu spoilern. Denn ähnlich wie in Lovecrafts Kurzprosa, ist der Plot minimal. Der Vorlage treu zu bleiben heißt ergo viel eher die makabre Stimmung einzufangen und von einem Medium ins andere zu transportieren. Ob dies Wayne Spitzer und Eric Gollinger mit einem Budget an Taschengeld gelungen ist, entscheidet sich schon an der Frage, ob eine Optik, die vorteilhaft ausgedrückt an einen Ed Wood Film im Stile japanischen Monsterfilme der fünziger Jahre erinnert, dem Vorhaben überhaupt gerecht werden kann. Wer sich in diesem Zusammenhang nicht an die Vorstellung eines Menschen in einem Monsterkostüm aus Gummi gewöhnen kann, der sollte von vorneherein vielleicht besser Abstand halten.

Aber auch andere Eindrücke drängen sich auf, etwa an Borowczyks "La Bête", wobei die erotische Komponente um die es in diesem Zusammenhang natürlich geht in "Shadows in the Garden" bestenfalls noch als vage Andeutung erkennbar ist. Überhaupt beschränkt sich Wayne Spitzer meist klugerweise auf Andeutungen, lässt rein narrativ betrachtet gar Raum für Leerstellen und ist auf eine Optik fokussiert (der Film kommt fast ganz ohne Verbalisierungen aus) , welche viel eher eine tragisch-melancholische Stimmung transportiert als etwa eine gewalttätige, so wie es die Inhaltsangabe nahelegen könnte. So weckt er eher Mitleid für das Schicksal des Monsters als für die menschlichen Beteiligten und zeigt das Ding aus einer anderen Welt ganz á la Lovecraft als ein bedauernswerter Außenseiter, während die wahre Bestie mal wieder der (Un)Mensch ist.

Wer mag, kann ferner nach diversen Reminiszensen an uralte Horrorschinken suchen und diese auch finden. Schließlich gab es wohl kaum einen Horrorfilm zu Lovecrafts Lebzeiten, welcher effekthascherisch die Ästhetik des Grauens über inhaltliche Aussagen gestellt hätte, auch wenn die entsprechende Moral (im wörtlichen und übertragenen Sinn) meist auf reine schwarz-weiß-Malerei hinauslief. Wenn man das heute nur auch noch behaupten könnte.

Am überraschendsten ist dann noch die gewählte humorige Komponente, die jedoch mitnichten reiner Selbstzweck ist, sondern viel eher im Sinne einer indirekten Charakterisierung die Fremdartigkeit des "Anderen" relativiert (wie sich in der Begegnung des Monsters mit einem Hund zeigt) oder einen kulturellen Bezug ermöglicht ohne dabei zu werten (etwa wenn das Monster die Erfahrung von Musik macht). Auch dieser Aspekt prägt das Wesen von Lovecrafts Werk, viel mehr als es möglicherweise zunächst den Anschein hat. Eher augenscheinliche Referenzen an die Vorlage beschränken sich dagegen auf Ortsnamen wie eben "Cthulhu Gardens" oder "Sarnath Botanics".

"Shadows in the Garden" ist eine launige, atmosphärische, erkennbar durchdachte und dabei durchaus respektvolle Homage an H. P. Lovecraft. Respekt daher auch an Wayne Spitzer und seine Crew. Gebt dem Mann Geld und eine Kamera!

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