Was ist noch gefährlicher als ein blutender Bankräuber auf der Flucht, der einen Ort zum Untertauchen sucht? Ja, genau, ein schizophrener Hausherr, der ihn bei sich übernachten lässt und ihm das Leben zur Hölle macht...
Genau dies passiert nämlich John Taylor (Clayne Crawford), der nach einem Überfall Unterschlupf in der Nachbarschaft sucht. Er gibt sich als netter Mensch in Not aus, der jedoch keine Skrupel hätte, den Hausbesitzer nach dieser Nacht umzubringen, allerdings hat er mit seiner "Lieber-Junge"-Masche kein Glück - bis er an der Haustür von Warwick Wilson (genial: Davi Hyde Pierce) klingelt, der ihn nur widerwillig aufnimmt, da er Gäste für sein Dinner erwartet. Doch die Gäste, die Warwick erwartet, sind für John nicht sichtbar. Der Grund: Warwick ist schizophren und bildet sich seinen Besuch nur ein. John beginnt zu spüren, dass er evtl diese Nacht nicht überleben wird....
Vorneweg: Wir beginnen mitten im Geschehen und sehen John auf der Flucht. Was er überfallen hat, ob es dabei Tote gegeben hat, darüber kann der Zuschauer spekulieren. In der ersten Hälfte kann weder John noch Warwick Sympathie-Punkte einheimsen, da John moralisch gesehen öfters daneben handelt und Warwick eben nichts dafür kann, dass er so ist. Dennoch spielt er einen gefährlichen Psychopathen. Nach und nach werden dann einige Szenen aus der Vergangenheit eingefügt, die uns die Vorgeschichte und den Charakter John näherbringen.
Wie kann man sich ungefähr den Filmverlauf mit der Schizophrenie vorstellen? Nun, man sieht einmal John´s Ansicht, das Dinner für Zwei in einer leeren Villa und manchmal Warwicks Ansicht, bei dem zuerst fünf Leute anwesend sind und sich das Haus nach und nach mit mehr Menschen füllt und zur Tollhaus-Party wird.
Schon alleine die beiden Perspektiven sind es wert, diesen Film zumindest einmal gesichtet zu haben, denn es entstehen dadurch einige phänomenale Szenen mit rabenschwarzen Humor.
Man wird auch den weiteren Verhandlungslauf nicht ahnen können, denn es ist ein Hin und her der Twists und so wurde auch meine Frage im Schlussdrittel beantwortet: Wie kann sich so ein Mensch solch eine Hütte leisten? Natürlich ist die Antwort überraschend und wenn man nüchtern darauf blickt, ist es etwas weit hergeholt. Dennoch dreht der Streifen sich mit dieser Antwort noch ein paar Mal um 180 Grad und haut eine Wendung nach der anderen raus. Ich denke, selbst die erfahrensten Veteranen dürften nicht erahnen, was die Geschichte noch alles für sie parat hat.
Da sich das Ganze beinahe als Kammerspiel entpuppt, lebt es von seinen beiden Darstellern und ihren Dialogen. Daraus und aus den beiden Perspektiven entwickelt sich eine seltsame Dynamik, die nicht spannend, aber sehr unterhaltend dargestellt ist. Also "Dinner For One" dürfte nicht jedem in dem Kram passen. Freunde von schriller Kost dürfen aber mal Probeglotzen.
7/10