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„The Big Boss“ ist vielleicht der Bruce-Lee-Film, um den sich im Laufe der Zeit die meisten Gerüchte entwickelt haben. Vor allem die berühmte „Säge-im-Kopf“-Szene, zu deren Verbleib es ungefähr so viele Theorien wie zu Lees genauer Todesursache gibt, sorgte dafür, dass dieser Titel sogar heute noch gerne genannt wird, wenn es darum geht, Filme hinsichtlich ihrer Fassungen zu diskutieren.
Tatsache ist, dass Lee zwar auch hier die für ihn typische Rolle des unerfahrenen Landkindes in einer fremden Umgebung verkörpert, der Film unter seinen aber in vielen Punkten von außergewöhnlicher Sorte ist. Dass die optische Gestaltung ziemlich armselig ausfällt, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen, da die Bedingungen, unter denen er entstand, alles andere als optimal waren (nicht zuletzt durch das niedrige Budget waren die Möglichkeiten zwangsläufig sehr begrenzt). Ebenso sollte man keine überragende musikalische Untermalung erwarten, obwohl diese den meisten Szenarien gerecht wird. Es empfiehlt sich eher, das Augenmerk auf die Elemente zu richten, die die Besonderheiten des Films ausmachen: Angefangen bei der ersten und einzigen Bettszene, die mit Bruce je gedreht wurde (als Kämpfer ist er eben doch besser denn als Liebhaber), muss man sich hier relativ lang gedulden, bis der Meister mit seinen Fähigkeiten mal in Aktion tritt. Letzteres hat aber seine Vorteile, da somit auch die anderen Darsteller eine faire Chance haben, ihr Können unter Beweis zu stellen (wenn Bruce Lee sein Werk beginnt, wird dem Rest ja mehr oder weniger die Schau gestohlen). In einer passablen Rahmenhandlung bekommt man daher eine Serie von knallharten Kampfszenen zu sehen, die mit dem Einsatz von Lee erst richtig interessant wird. Auffallend ist dabei besonders die blutige, zu den teilweise sehr brutalen Kämpfen passende Inszenierung, wie es sie in keinem nachfolgenden Bruce-Lee-Film mehr gegeben hat. Das „Blut“ sieht jedoch manchmal so stark nach roter Farbe aus, dass man meinen könnte, es sei auch als solche gedacht. Andererseits ist es interessant, zu sehen, welche Mittel damals zur Verfügung standen, wenn man an den aktuellen Stand der Dinge denkt. Wie dem auch sei: Die Kampfszenen, auf die es in erster Linie ankommt, sind bei ihren Stärken und Schwächen wie z.B. den häufig vorkommenden Luftsprüngen, die auf Dauer etwas nervig wirken können, mehr als überzeugend und deshalb der ausschlaggebende Faktor für den großen Triumph des Films.

Fazit: Beeindruckender Auftakt von Bruce Lees ungebrochener Erfolgsserie.

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