Hach, es gibt sie immer wieder, diese wunderschönen kleinen Serien. Diese Bastionen der Ruhe und des Friedens, erzählt in einer fast Zen-gleichen Gelassenheit widmen sie sich unaufgeregten Geschichten die alles Negative (wenigsten für ein paar Stunden) fort spülen und den Zuschauer mit sich und der Welt im reinen zurücklassen.
Na, der letzte Teil war vielleicht etwas übertrieben, aber es gehört wirklich zu den Stärken derartiger Serien einfach die berühmt-besungenen "good vibrations" zu verströmen und "Ikoku Meiro no Croisee", die Geschichte einer kleinen Japanerin im Frankreich des 19. Jh. gehört definitiv zu ihnen.
Ein Charakter dieser Geschichten ist, das eigentlich nie etwas wirklich übermäßig Aufregendes passiert. Keine plötzlichen Schicksalsschläge brächen über die Figuren hinein, keine dunklen Bedrohungen quälen sie und die größte Action ihres Alltags besteht darin vielleicht mal eine entflohene Katze zu jagen.
Stattdessen ruht der Blick des Zuschauers auf den alltäglichen Begebenheiten, den Dingen die in anderen Formaten als quälende Langweile empfunden werden oder als zu normal um Screen-Time damit zu verschwenden. Sie sind hier die Attraktion und die Stärke liegt darin aus dem ganz normalen das Besondere heraus zu kitzeln.
Wobei, ganz so "Slice of Life" ist "Ikoku Meiro no Croisee" natürlich auch nicht, dafür ist allein das Setting schon zu exotisch.
Aber es beruht auf denselben Prinzipien, nur dass es dem Alltag durch die kulturellen Hürden zwischen den Figuren noch eine besondere Würze gibt.
Daraus zieht die Serie dann natürlich auch das meiste Potential.
Wobei es zwischen Yune und Claude noch eher um ernsthaften kulturellen Austausch geht, während Yune und Alice (das Klischeebild des westlichen Japanfans der vieles kennt aber nichts wirklich versteht) dann für die Komödie zuständig sind.
Eine grandiose Mischung muss ich sagen die einfach herrlich funktioniert und umwerfende Szenen hervorbringt. Und das alles auf eine Art und Weise die nicht darauf setzt die Figuren mit ihren Fehlern lächerlich zu machen, sondern die immer liebenswert bleibt.
Zum großartigen Humor gesellen sich in Form der Charakter-hintergründe dann auch noch einige ernstere Töne, die sich vor allem an der Figur des eher verschlossenen Claude fest machen, der gleich drei schwierige Beziehungen zu be-/verarbeiten hat - zu seinem toten Vater, zu seiner einstigen Kinderfreundin und nun zu seiner neuen Mitbewohnerin. Letztere beide sorgen dann auch für ein paar romantische Untertöne. Etwas Loli muss halt doch immer noch mit sein.
Aber das drängt sich nie irgendwie störend in den Vordergrund. Dort im Rampenlicht sind und bleiben der gemeinsame Alltag und der Konflikt Ost vs. West, der mit so vielen tollen Szenen aufwarten kann. Ob nun die Japanerin unbedingt, wie es sich für einen echten Franzosen gehört, Käse essen will oder daran verzweifelt das man in diesem Land scheinbar einfach nicht badet.
Währenddessen muss der französische Sturkopf mal einsehen dass man sein Herz für alle Menschen öffnen kann und das man auch auf die kleinen Signale zwischen den Menschen achten muss.
Natürlich wird die japanische Kultur hier besonders hervorgehoben, die Serie wurde schließlich nicht für uns westliche Fans produziert, sondern für die eigenen Landsleute, die hier quasi in der Ferne (Frankreich) die Strahlkraft ihrer eigenen Kultur erblicken sollen, die eine Bereicherung für die anderen (Franzosen, stellvertretend für uns Westler allgemein) darstellt.
Es wird aber nie unangenehm propagandistisch oder so, einfach nur ein positiver Blick auf die eigene Kultur.
Nimmt man zu all dem dann noch dazu das "Ikoku Meiro no Croisee" auch optisch und akustisch hervorragende produziert und inszeniert ist, dann hat man eine wirklich tolle Serie, voll von schönen Bildern eines vergangenen Paris unterlegt mit den typischen beschwingten Klängen und einer durch und durch herzlichen Geschichte, bei der man wunderbar abschalten und sich die Seele massieren lassen kann. Eben einfach "good vibrations".
PS: Sehr zu empfehlen sind übrigens auch die Bonus-"Picture Drama"!