Review

Der Name Klaustrophobie leitet sich vom lateinischen Begriff claustrum (= Verschluss, Käfig) und dem griechischen phobos (= Furcht, Angst) ab und ist eine Angsterkrankung, die bei geschlossenen oder engen Räumen entstehen kann. Aber bevor ich noch mehr klugscheiße und mich schlauer hinstelle, als ich bin, widme ich mich diesem Film namens "Claustrofobia", der natürlich auch mit dieser Krankheit zu tun hat. Zugegeben leider weniger, wie ich erhofft habe.

Denn diese Platzangst wird lediglich in einem schaurig schönen Intro gezeigt, wie fies doch kleiner Kinder sein können und später  nocheinmal im Endspurt für das Motiv des Täters aufgegriffen.
Ansonsten lernen wir erstmal Eva  (Carolien Spoor) kennen, die bei ihrer Wohnungssuche fündig geworden ist. Als sie dort einzieht, scheint alles perfekt zu sein - doch nach einer durchzechten Nacht verliert sie das Bewusstsein und kommt erst wieder angekettet in einem Kellerverlies zu sich. Bevor ihr bewusst wird, dass sie betäubt worden ist, steht schon ihr Entführer mit einer Atemmaske vor ihr, zapft ihr ein paar Ampullen Blut ab, versetzt sie periodisch in weitere Betäubungen,  und geht wieder aus dem kameraüberwachten Kellerraum heraus. Es bleibt die Frage nach dem Warum offen...



Ich bin es nicht gerade gewohnt, Horror aus den Niederlanden zu Gesicht zu bekommen. Umso erstaunlicher ist, dass Regisseur Bobby Boermans´ Spielfilmdebütfilm nicht ein weiterer dahingerotzter Hostel-Klon ist, auch wenn es zu Beginn den Anschein hat.
Wie eben erwähnt, läuft mir schon beim Intro  ein kalter Schauer über den Rücken und auch in der Folgezeit, setzt Boermans gekonnt auf einfache, aber effektive Mittel (ich will an dieser Stelle nichts spoilern), die in jedem von uns Emotionen wie Angst, Ekel oder auch Rührseligkeit hervorrufen werden.
Hinzu kommen interessante Figuren wie der seltsame Vermieter Jaap Smit (Rogier Philipoom) und der attraktive Nachbar Alex (Dragan Bakema). Etwas passiv spielt der Nachbar gegenüberliegend mit (der Darstellername ist mir unbekannt), der auf den ersten Blick auch nicht ganz koscher wirkt. Doch gerade diese kleine Nebenrolle hat es derb in sich, wenn sie auch nichts mit dem eigentlichen Handlungsverlauf zu tun hat. Auf jeden Fall ist der Nachbar von Gegenüber ein gelungener "Twist" geworden.
 Später gesellt sich noch  Detektiv Danny (Thijs Römer) zum Cast hinzu, bei dem ich zuerst dachte, dass diese Rolle von Nikolaj Coster-Waldau (Der Killer aus dem norwegischen Kracher "Headhunters") verkörpert wird. Die beiden sehen sich verdammt änhlich. Lediglich Eva´s beste und allzeit dauerfeuchte Freundin Cynthia (Juliette van Ardenne) nervt und ich bin dem Regisseur dankbar, dass diese Figur nach kurzer Spielzeit aus dem Script verschwindet.

Kurz zusammengefasst: Boermans macht alles richtig, bis Eva angekettet im Keller landet. Da hat es in meiner Birne diesen beschissenen Moment gegeben, bei dem ich dachte, dass der sehr gute Anfang von sechzig folgenden Minuten mit Folterwerkzeugen zu Nichte gemacht wird. Dem ist aber nicht so. Boermans verfolgt ein anderes Ziel, bietet ein anderes Programm, was man im Endeffekt unter Psycho-Thriller verbuchen könnte.
Das Setting ist düster gehalten, die Spannung permanent hoch. Getrübt wird der Filmspaß lediglich dadurch, dass typische Balla-Balla-Elemente (kein Handynetz etc.) verwendet werden, das Motiv des Täters etwas weit hergeholt wird und, aber das zählt nur für alte Hasen und Genre-Veteranen, die Storytwists nicht so überraschend kommen.



"Claustrofobia" hat mich positiv überrascht. Ich habe nicht sonderlich viel erwartet und bin mit einem soliden Psycho-Thriller belohnt worden, der gutes Tempo und Timing vorzuweisen hat und lediglich durch einige kleine Logiklöcher getrübt wird. Für einen guten Filmabend durchaus zu gebrauchen.

6,5/10

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