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Sechs Gangster wollen sich 500 Millionen Yen krallen, die vor einem Jahr bei einem Banküberfall erbeutet und erstmal vorsorglich versteckt wurden. Besonders vorauschauend gewählt war das Versteck allerdings weniger, denn in der Zeit, in der eigentlich Gras über die Sache wachsen sollte, wurde an dieser Stelle ein Freizeitpark hochgezogen. Also wird die nächste Renovierungsphase abgewartet. Nur sind jetzt mehr böse Buben dabei als bei dem eigentlichen Bankraub - und teilen mag von den Gestalten niemand so richtig.

Das Misstrauen ist also schon vor der Unternehmung auf ein Maximum angeschwollen, da dauert es nicht lange, bis der erste Body Count zu verbuchen ist. Nur: So richtig Bock macht die Suche nach dem Maulwurf nicht. Auch wenn in "Score 2" so ziemlich jeder Dreck am stecken hat - selbst die Polizei, die anscheind unterbezahlt ist und selbst nach den Moneten trachtet. Also darf jeder abwechselnd den Pistolenlauf des anderen im Nacken spüren. Das hält die ganze Veranstaltung zwar auf Trab, ist aber nachdem xten Face Off aber nur noch mäßig originell.

Zumindest bringt das Kanonenfutter vom Sondereinsatz ein wenig Leben in die Bude:Auftakt zum John Woo-Gendenkgottesdienst. Es wird geballert, durch die Luft gesprungen und über den Boden gerutscht was das Zeug hält - und das gar nicht mal in schlechter Qualität. Allerdings hält auch hier sich die Spannung in Grenzen, der verlängte Arm des Gesetzes hat nämlich das Zielwasser vergessen. Aber kein Wunder: Auf großer Entfernung sind Pumpguns nur semi-effektiv.Zumindest erhöht das vorerst die Chancen für die Banditen. Und schindert nebenbei noch ein wenig Spielzeit.

Irgendwann sind aber auch die härtesten Schergen mürbe geschossen worden, die vermeintlichen Ordnungshüter, allen voran die zwei leitenden Detectives, der eine ein gefühlskalter Eisblock, der andere ein hysterischer Säufer, gewinnen so langsam Überhand; das Teilnehmerfeld schrumpft zusehends. So langsam dürfte das Spektakel mal auf seinen Höhepunkt zu steuern. Doch diese Japaner sind verdammt zähe Burschen. Der Chef-Bösewicht bekommt seinen Schädel mit einem Funkgerät zertrümmert, fünf Minuten später ballert er wieder lustig durch die Gegend. Auch der Oberinspektor wird mit schöner Regelmäßigkeit zersiebt und in die Luft gesprengt, was ihn trotzdem nicht davon abhält, bis zum Ende mitmischen zu können.

Immerhin: Der Streifen bleibt sich bis zum Ende hin treu, der Abspann fährt erst dann ab, wenn der auch Letzte auf dem Zahnfleisch kraucht. Doch wenn sich 85 Minuten, in denen doch eigentlich allerhand passiert, anfühlen als hätte man sich die gesamte Herr der Ringe-Trilogie hintereinander reingezogen, dann ist doch irgendwas schiefgelaufen. Woran es liegt? Sicherlich nicht an der Machart des Streifens, denn die ist durch und durch solide. Die Action-Sequenzen sind gut kopiert, die Regie bemüht sich um einen hippen und raffinierten Look (auch wenn der in der Best-Entertainment-Fassung recht schwammig daherkommt) und die Mimen geben sich redlich Mühe, um gegen ihre flachen Rollen anzuspielen. Wirklich fies ist nur der sturzbetrunkene und hyperaktive Cop, der mit seiner Fistelstimme den gesamten Vergnügungspark zusammenschreit. Das große Problem von "Score 2" ist schlichtweg die Tatsache, dass hier ein Vier-Sätze-Drehbuch abendfüllend aufgebläht wurde. (4/10)

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