"Seven Years Of Winter" erzählt die Geschichte von Andrej. Der siebenjährige Junge wird von seinem Bruder Artjom aus Geldgier 1992 in das verstrahlte Atomkraftwerk in Tschernobyl geschickt. Ein Jahr nach dem Zusammenbruch der UdSSR sind viele Menschen bereit, alles zu tun, um die Armut zu umgehen.
Der Kurzfilm erzählt dabei in etwas über 20 Minuten die Emotionen und Nöte des Waisen, der von Artjom am Bahnhof aufgelesen wurde und nun zum Plünderungsdienst in einer wiederverstrahlten Stadt in der Plutoniumgeschwängerten Umgebung Tschernobyls eingesetzt wird. Dies steht allerdings nicht im Vordergrund, denn das handwerklich sauber gemachte kleine Drama dreht sich mehr um die emotionale Gefühlswelt eines leicht naiven Kindes, das als entbehrlicher Helfer in eine Todeszone geschickt wird, um dort Pässe und Reisepapiere sucht, die sich teuer auf den Schwarzmarkt für teuer Kohle verkaufen lassen.
Es ist dabei ziemlich pervers, das genau dieser menschenverlassene, runtergekommene Ort genau der Platz ist, wo sich Andrej am geborgensten fühlt, stammt er doch selbst aus dieser Stadt und sogar sein Hund streunert dort noch rum (so legt uns das ein kurzer Flashback nahe). Wie die Geschichte ausmalt kann man sich schon anfangs an allen 10 Fingern ausrechnen, wenn man sich ständig in radioaktiver Umgebung aufhält und als Schutz lediglich eine Wollmütze trägt. Allerdings beläßt es Marcus Schwenzel bei der Andeutung darauf, aber das Schicksal ist nun mal vorprogrammiert.
Der Short lief sogar schon auf Arte, allerdings sollte man keine Aversion gegen Untertitel haben. Die Dialoge sind ausschließlich in ukrainischer Sprache geführt mit deutschen Subs. Gedreht wurde sogar direkt vor Ort und mit Hannes Jaenicke konnte man sogar einen gestandenen deutschen Schauspieler für eine Rolle gewinnen. Würde mich mal interessieren ob er seine Dialoge selbst gesprochen hatte oder ukrainisch synchronisiert wurde, konnte ich jetzt nicht verifizieren. Für mich ist Seven Years of Winter jedenfalls ein gelungenes, ruhig vorgetragenes Drama mit einem sentimentalen Touch.
7/10