Review

Es gibt Filme, die sind leider nicht so gut wie andere; diese Filme sieht man und vergißt sie schnell wieder, um dann später in der Videothek seine Freunde davor zu warnen, die das aber eh in den Wind schlagen.
Es gibt Filme, die sind einfach schlecht. Und das kann man sogar respektieren.
Und es gibt Filme, die versprechen eine Menge in punkto Thema, Schauspieler, Ausführung und Optik. Wenn diese Versprechungen jedoch nicht eingehalten werden, dann ergibt das einen schlechten Film, an dem man noch lange herumkaut.
Und so ein Film ist leider The Cell.
Das fängt schon bei der Optik an. Sicher , ich gebe zu, die Optik ist noch das Beste an diesem Film, es wurde ja auch mehr als genug dafür geworben. Ja, sogar um Entschuldigung wurde gebeten, weil man für die Optik ein wenig am Drehbuch sparen mußte. Schön, kann man akzeptieren.
Aber dann möchte ich anschließend auch nicht nur die geschnittenen Szenen aus dem "Losing my Religion"-Video präsentiert bekommen. Die Sets sind zwar ausnehmend unheimlich gebaut, doch für mehr als eine Kurzpräsentation beim Durchlaufen wird sich nicht Zeit genommen. Was so schrecklich daran sein soll, erschließt sich selten genug und so verpufft die Wirkung in dem Bemühen um sie selbst schließlich ganz. Ermüdet wartet man auf das nächste schräge Set, damit überhaupt etwas passiert, denn der Rest ist noch weniger genießbar. Die Story ist, um es mal direkt auszudrücken, banal! Der Lösungshinweis, für den der arme Polizist ebenfalls in des Mörders Kopf hineinschauen muß, wird so überdeutlich in die Kamera gehalten, daß man als Zuschauer doch zwangsläufig annehmen muß, die handelnden Personen seien doof wie Brot.
Als besonders mißlungen muß die Tatsache angesehen werden, daß die geistigen Ausflüge in the Madmans Mind über die ganze Filmlänge hin gar nichts bringen. Weder bekommen wir Aufschlußreiches darüber geboten, wie man zum Killer wird (oh, bitte nicht das schlimme Elternhaus), noch kriegt Jennifer Lopez irgendetwas gebacken, weswegen sie in die Gedankenwelt hineinsteigt. Stattdessen darf sie ein paar schicke Kostüme tragen und furchtsam dreinschauen. So wirkt das alles schrecklich bemüht und das finale Begräbnis für meine Gutwilligkeit ist auch die Tatsache, daß die Vorspann-Rahmenhandlung mit dem komatösen Jungen wesentlich interessanter ist, als der schreckliche Serienkillerfall. Um dem die Krone aufzusetzen, klärt uns Tarsem Singh auch am Ende nicht darüber auf, was dem Jungen am Strand denn nun zugestoßen ist und macht sich mindestens eine Person gänzlich zum Feind.
Schauspielerisch wird auch nicht viel geboten: Wer La Lopez mal schauspielern sehen will, sollte sich dringend "Out of Sight" als Kaufcassette besorgen, hier jedoch ist sie wenig treffend. Als porentiefweichgespülter Psychologencharakter mit hohem Trändrüsenfaktor kommt es da natürlich besonders störend, wenn sie gegen Ende Starcker mal so richtig in den Arsch tritt.
Will nicht so recht passen?
Macht nichts, paßt zum Rest.
Auch der Joint, den sie sich am späten Abend reintut, findet keine passende Schnittstelle im Charakterbau. Sollte das jetzt rebellisch wirken? Oder bewußtseinserweiternd? Oder wie unterm Strich, eher benebelnd?
Vince Vaughn wird kläglich unterfordert und versucht vergeblich, in seinem Charakter ein wenig Tiefe hervorzubuddeln. Und D'Onofrio muß sich mit kiloweise Make-Up rumschlagen, bietet aber wenigstens den einen oder anderen Sado-Maso-Aha-Effekt.
Nebendarsteller sind kaum erwähnenswert, bemerkenswert dagegen das Psycholabor, wo zwei (in Zahlen: 2!!!!!) Wissenschaftler zur Kontrolle sitzen, während eine Testperson in den Geist eines Serienkillers eindringt.
Zum guten Schluß wird auch noch die an sich sympathische Schlußszene verschenkt, wo sich offenbar niemand einigen konnte, ob die beiden sich nun finden oder nicht oder was, auf jeden Fall reden sie kurz aber schmerzhaft aneinander vorbei und das wars dann.
Tja, das wars dann auch für mich.
Ich gebe zu, im Kino blendeten mich die Bilder auch eine Zeitlang, doch sobald ich in den Zwischenphasen mal wieder Muße zum Nachdenken hatte (was leider oft vorkam),fiel mir doch Stück für Stück ins Auge, was für ein kolossales Ärgernis das Ganze war.
Für Kinobesucher, die wegen eines/r bestimmten Schauspieler/in ins Kino gehen und denen der Film egal ist (zumindestens vorher) und Optikfreunde, die auf jeglichen Storyintellekt verzichten, solange ihnen was für die Augen geboten wird (mag es auch noch so dumm sein.) Für die Optik und leider fast nur für sie: 3,5/10. Für alles andere mein Tip: Üben, Mr.Singh!

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