Eiskaltes Gebirge
Zugegeben, etwas brauchte ich, um mit Yorgos Lanthimos warm zu werden. Wer tat das nicht?! Ich glaube, ich würde heute „The Lobster“ und „Dogtooth“ auch (noch) besser bewerten als damals, wo sie meine ersten Berührungspunkte zu dem „komischen“ Griechen waren. So oder so: „Alps“ hat wieder einige wunde Punkte bei mir als Filmfan getroffen und könnte kaum gleichzeitig abstoßender wie anziehender sein… Erzählt wird von einer speziellen Tanz-/Gymnastikgruppe, die Hinterbliebenen bei der Trauerbewältigung helfen will - indem sie die Verstorbenen so authentisch wie möglich „nachspielen“ und selbst in intimeren Momenten darstellen…!
Die wahren Replikanten
„Alps“ ist kalt und doch menschlich. Es geht um Verlust und Verdrängung, Ersatz und Originale, das Spiel und Geschäft mit dem Tod, Loslassen und Zupacken. Typisch Lanthimos. Fies und äußerst stylisch. Elegant und von chirurgischer Präzision. Eher unterschwellig und grau, metallisch und rau, dennoch poliert bis zum Gehtnichtmehr. Es wirkt wie eine Parallelwelt. Und doch werden unheimlich viele Themen angesprochen, die nahezu jeden von uns im Leben betreffen oder irgendwann betreffen werden. „Alps“ gaukelt Hilfe vor und liefert diese sogar anfänglich - doch danach ist man sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob es nicht schlimmer ist als vorher…
Die Alpen bei Athen
Fazit: für Lanthimos-Fans ein Genuss. Weird, kalt, fies, theoretisch, schwarzhumorig. Gefühlt nicht von dieser Welt und doch mit so viel zu sagen über eben diese. Und uns widersprüchliche Bewohner…