Angesichts der fast schon brillanten Bewertungen, die auf der OFDb-Webseite für "Wonderland" abgegeben wurden, und aufgrund der Tatsache, dass dazuhin auch noch ein Michael Winterbottom Regie führt, habe ich mir den Film einfach mal angesehen. Nachdem der erste Eindruck wohl immer der beste ist und dies hier voll und ganz zutrifft, bringt jener zunächst einige Parallelen zu "Requiem for a Dream" oder auch "Amores Perros". In kleinen, episodenartigen Szenen erzählt uns Winterbottom die Geschichte einer zerrütteten Familie, hauptsächlich der drei Töchter. Bei diesen läuft nicht alles so wie es laufen sollte bzw. wie sie es gerne hätten, daher finden sie ihr Leben auch nicht besonders toll. Die Eine sucht per Kontaktanzeige via Radio nach einem Freund, mit dem sie zumindest gut die Zeit vertreiben kann. Unter Umständen vielleicht dann auch sogar mehr. Die zweite Tochter liegt hochschwanger im Bett, ihr Mann jedoch zweifelt schon an seinen Künsten als guter Vater und flüchtet. Die dritte und letzte im Bunde, eine Friseusin, zieht alleine ihren Sohn auf, schläft so ziemlich mit jedem und mit ihrem Mann wohnt sie auch nicht mehr zusammen. Auch die Eltern der drei Töchtern haben keinen leichten, sondern eher deprimierenden Alltag, der keinerlei Hoffnung auf ein schönes und erfolgreiches Leben gibt. Doch die anstehende Geburt des Kindes einer der drei Töchter bringt die Familie wieder ein wenig näher zusammen...
Meines Erachtens braucht "Wonderland" Vergleiche mit obengenannten Meisterwerken keinesfalls scheuen, denn Michael Winterbottom zeigt dem Zuschauer mit fast schon dokumentarischen Bildern eine Geschichte, die mehr als nur unter die Haut geht und perfekt mit trauriger, und vor allem genialer Filmmusik unterlegt ist. Somit wird aus dem kleinen Independent-Film ein Werk voller Gefühle, das dem Konsumenten die schlechten Seiten des Lebens voll aufführt und ihm zeigt, wie unglücklich und unmotiviert manche Leute bzw. Familien leben, nur weil der zwischenmenschliche Kontakt entweder gar nicht existiert oder eben einfach nicht an den Tag gelegt wird. Umso schöner wird das Ganze dann gegen Ende, bei dem man dann doch sieht, dass eine Tatsache, gepaart mit vielerlei Zufällen, es schließlich doch schaffen kann, solch zerrüttete Familien wieder ein wenig einander näher zu bringen. Dabei wird nicht, wie in so vielen Filmen, mit Kitsch um sich geworfen oder ein unglaubliches Happy-End angepeilt, nein, vielmehr bleibt dem Zuschauer zwar kein schlechtes Gefühl im Magen, aber es den Protagonisten überlassen, aus der neuen Chance, die sich ihnen bietet, etwas Gutes zu machen. Wie das aber im Endeffekt aussieht, wird dem Zuschauer vorenthalten, wodurch der Film weder tragisch noch besonders erleichternd endet, was ein sehr großer Bonus von "Wonderland" ist.
Dadurch wird nämlich weder gezeigt, dass das Leben einfach beschissen ist noch gesagt, dass sowieso alles wieder gut wird und "Wonderland" nur einen der vielen kitschigen, klischeebeladenen Filme darstellt, die schnell in Vergessenheit geraten. Dies ist hier zweifelsohne nicht der Fall, da Optik und Ton, sprich Musik, perfekt aufeinander abgestimmt sind und ein kleines Meisterwerk entstanden ist, das jeder Fan des anspruchsvollen Films auch gesehen haben sollte! 9,5/10 Punkte