Nicht Norwegen, Schweden oder Spanien, sondern Österreich und die Schweiz werfen in Ko-Produktion den nächsten Euro-Slasher auf den Markt. Inhaltlich und optisch steht „One Way Trip" (2011) dabei allerdings amerikanischen Genreproduktionen sehr viel näher, was zur Folge hat, dass der ungewöhnliche Handlungsort weitestgehend generisch und austauschbar bleibt. Qualitativ bekommen Genrefans trotzdem grundsolide Hausmannskost, die allerdings etwas zu sehr nach amerikanischem Fastfood schmeckt.
Valerie (Sabrina Reiter) wird von ihren Freunden unter falschem Vorwand auf einen Ausflug ins Schweizer Jura gelockt, um dort gemeinsam halluzinogene Spitzkegelige-Kahlkopf-Pilze zu sammeln. Als einer der Jugendlichen während der ersten drogendurchzechten Nacht blutüberströmt und bewusstlos im Lager zusammenbricht, suchen die Jugendlichen Hilfe in einem verlassenen Gutshof. Doch die einheimischen Besitzer sind der Gruppe alles andere als freundlich gesonnen.Seit „Anatomie" (1998) den amerikanischen Slasher im europäischen Genrekino etablierte, werden in schöner Regelmäßigkeit ähnlich gelagerte Produktionen aus verschiedensten Ländern der alten Welt auf den Markt geworfen. Selbst Island legte 2009 mit „Reykjavik Whale Watching Massacre" (2009) den ersten einheimischen Genrevertreter vor. Die besten Euro-Slashers schaffen dabei den schwierigen Spagat, die aus Hollywood vorgebenden Handlungsmuster in ein dezidiert europäisches Setting einzubinden. Ein guter Euro-Slasher kann also immer auch auf einen gewissen Exoten-Bonus setzen, bei dem gerne auch mal in Mundart geredet werden darf und die Protagonisten keine chirurgisch optimierten Berufsschönheiten sein müssen. Setzte beispielsweise der recht vergleichbare „In 3 Tagen bist du tot" (2006) noch offensiv und erfolgreich auf Dialekt sprechende Protagonisten und österreichische Bergdorf-Spießigkeit, so wirkt das Setting und die Geschichte von „One Way Trip" (2011) wesentlich glattgebügelter, ja bisweilen sogar komplett austauschbar. Inhaltlich gilt hingegen auch für den Euro-Slasher die eiserne Regel, sich penibel an alle Konventionen zu halten, die seit „Halloween" (1978) praktisch in Stein gemeißelt sind. Auch „One Way Trip" unterwirft sich diesem erzählerischen Diktat weitgehend. Das Zeltlager-Szenario geht bis auf „Freitag der 13." (1980) zurück, Fehlverhalten wie Drogenkonsum und Promiskuität werden blutig bestraft und die Figur der warnenden Einheimischen findet sich hier genauso, wie die des besonnen agierenden Final-Girls. Inhaltlich drängen sich große Parallelen zum „Shrooms" auf, der das Szenario um halluzinogene Pilze im Rahmen eines Teenie-Slasher bereits 2007 verhandelt hat.
Im Gegensatz zu der recht experimentellen irischen Produktion, beschränken sich das Element des halluzinogenen Rauschmittels hier auf ein absolutes Minimum und wirkt lange Zeit eher wie eine Ausrede, einen Haufen Kids in den Wald zu schicken und sich dort besonders dumm anstellen zu lassen. So treffen die Protagonisten sinnfreie Entscheidungen am Fließband, die Gruppe teilt sich im Augenblick der Gefahr auf (weil: effektiver und so) und jedem verdächtigen Geräusch wird neugierig nachgestellt, vorzugsweise begleitet von Sätzchen wie: „Komm schon, das ist jetzt aber nicht mehr lustig." Kurz: „One Way Trip" erzählt seine überschaubare Geschichte zwar hübsch gradlinig und bedient sich dabei ausgiebig den etablierten Konventionen des Genres, übernimmt aber auch jedes noch so dümmliche Klischee, die der Slasher in über 30 Jahren in Verruf gebracht hat.
Darstellerisch geht das alles soweit in Ordnung: Die österreichische Scream-Queen Sabrina Reiter („In 3 Tagen bist du tot", In 3 Tagen bist du tot 2") gibt das bodenständige Final-Girl gewohnt authentisch. Dazu gesellen sich weitgehend unbekannte Nachwuchsdarsteller aus dem Theaterbereich. Die ehemalige Miss Schweiz, Melanie Winiger („Achtung, fertig, Charlie", „Resturlaub"), darf als gruselige Förstertochter in erster Linie finster aus der verdreckten Unterwäsche schauen, und erweist sich dabei als recht brauchbare, aber auch ziemlich eindimensionale Bedrohung. Inszeniert wurde „One Way Trip" (2011) ganz modern in stereoskopischen 3D, inklusive der genretypischen Pop-In-Your Eye-Effekte (was hier sogar ganz wörtlich zu verstehen ist), die in der 2D-Version teilweise etwas irritierend wirken. Optisch kann sich der Streifen durchaus mit deutlich höher budgetierten amerikanischen Genre-Produktionen messen. Auch die Qualität und Härte der Splatter-Effekte fällt ebenfalls überzeugend aus. Leider scheint Regisseur Markus Welter gar nicht daran interessiert zu sein, seinem Pilztrip so etwas wie Originalität bzw. Alleinstellungsmerkmale abringen zu wollen. Alles verläuft exakt so, wie man es erwartet, inklusive einer absurden aber nichstdesto erwartbaren Schlusspointe. Der durchaus stimmige Schauplatz der Schweizer Jura wirkt sehr generisch, würden die Straßenschilder nicht darauf hinweisen und einige Passanten französisch sprechen, würde man sich nicht unbedingt in der Schweiz wähnen. Das ist zwar alles handwerklich recht solide, aber eben auch recht austauschbar und spannungsarm ausgefallen. So kommt „One Way Trip" (2011) zu keinem Zeitpunkt über den Genredurchschnitt und bleibt lediglich als erster 3D-Film aus Österreich und aus der Schweiz in Erinnerung.