Review

Wer bitte braucht diesen Film? Die Muppets waren als Fernsehserie ja natürlich ganz groß, aber seit Jim Hensons Tod und dem Verkauf an die Disney Studios kam doch wirklich an Gutem höchstens Die Weihnachtsgeschichte und vielleicht noch Die Schatzinsel (also Adaptionen), die anderen Filme und Specials pendeln zwischen "nett" (Muppets from Space"), "okay" (Briefe an den Weihnachtsmann") und katastrophal schlecht ("A very merry Muppet christmas movie"). Wer will sich also im Kino einen Film um Relikte aus den 70ern und 80ern ansehen? Ich zum Beispiel! Ich habe selten so im Kino gefeiert. Man hätte bei diesem Film so viel falsch machen können (und hat auch einiges falsch gemacht - so kommt Sam zu kurz, genau wie Waldorf und Statler, es gibt nur einen Karate Chop von Miss Piggy und, ein echter Kritikpukt - Wayne und Wanda bringen ein Lied zu Ende!), aber meistens macht der Film an den wichtigen Stellen alles richtig.
Am Anfang liegt der Fokus nicht auf Kermit und Co, sondern auf Walter, einem neuen Muppet, seinem Bruder Gary (Jason Segel, auch Co-Autor - ob sich hier jemand einen Jugendtraum erfüllt hat?) und dessen Freundin Mary (die auf "Mary, marry me!" wartet). Dazu wird schon am Anfang ausführlich gesungen, wie sich das für einen Muppetfilm gehört, und erst dann kommt es zum klassischen Blues Brothers Ablauf (We are getting the band back together!), mit einer Reihe von gelungenen Gags (und einer unerträglichen Variante von "Rainbow Connection"!), allerdings in atemberaubenden Tempo, hier hätte man (also ich) sich etwas mehr Ruhe gewünscht. Danach bekommt man eine Folge der Muppet Show, ein wenig zahmer als früher, aber in dem Moment, in dem das Theme ertönt hatte ich zugegebenermaßen eine Gänsehaut. E war genau wie es sein sollte - 20 Minuten vor der Show hat man keinen Gaststar, keinen Moderator, keine gelungene Probe - alles wie immer also! Alles, was schief gehen kann (und ein paar Sachen, die sich nur ein Hutständer ausgedacht haben kann!), geht auch schief - und trotzdem hat Kernit am Ende eine Show! Eingestreut werden, immerhin sind wir hier bei Disney, Selbstfindungs und Beziehungsschnipsel, sowie der Song "Am I a Muppet or a Man", in dem es zu einem absoluten Brüllercameo kommt (Tränen gelacht - bei der Alternative wäre ich auch lieber Muppet!). Endlich gesteht Kermit, dieses kaltblütige Amphibium, Miss Piggy seine Gefühle und die beiden bekommen ihr Duett (Rainbow Connection).
Insgesamt hat man immer wieder das Gefühl in einem klassischen Hollywoodmusical á la Ein Amerikaner in Paris gelandet zu sein - knallbunte Bonbonfarben und Massengesangsszenen, die so kitschig daher kommen, das nur die ganz Großen das dürfen - die Stones dürfen Textzeilen wie "hey hey hey, hear what I say" produzieren, Schiller darf "hausen" auf "Grausen" reimen, Bogart darf zusammenhanglose Trinksprüche wie "Here's lookin' at you, kid" als Liebeserklärung benutzen - und die Muppets dürfen im Jahr 2011 eine ganze Straße mit Menschen in bonbonfarbenen Kleidchen eine Schnulze singen lassen.
Übel ist allerdings die deutsche Synchro. Die Lieder gehen auf Deutsch schon mal gar nicht, die Stimmen von Kermit und Miss Piggy sind, das dürfte im Original aber nicht anders sein, gewöhnungsbedürftig, einzig Scooter klingt wie gewohnt. Den schwedisch--dänischen Koch versteht man auch viel zu gut Um den Film abschließend zu bewerten, muss ich mir also erst mal die Originalfassung auf DVD/Blu ansehen. Wenn man aber allein danach geht, mit welchen Gefühlen ich im Film gesessen habe und aus dem Kino gekommen bin, war der Film ein voller Erfolg! Kein Meisterwerk, aber ein Fest für alle, die die Muppets lieben!
Jetzt tanzen alle Puppen,
macht auf der Bühne Licht!
Macht Musik bis der Schuppen
wackelt und zusammen bricht!
Troooooooooooooooommeln!!!!!!

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