Auf dem Heimweg von einer Party wird die Grundschullehrerin Anna Zeugin des brutalen Mords an einer jungen Frau. Der Mörder attackiert sie, und obwohl sie ihm knapp entkommt, erleidet sie eine schwere Kopfverletzung und erwacht erst Tage später aus dem Koma. Doch damit ist der Schrecken für sie noch nicht vorbei: Anna leidet an Prosopagnosie, an Gesichtsblindheit. Jedes Mal, wenn sie eine Person wiedersieht, ist es, als treffe sie jemand vollkommen Fremdes. Nicht einmal ihre engsten Angehörigen, ja, nicht einmal das eigene Spiegelbild erkennt sie wieder.
Faces in the Crowd könnte man auch als gemütliches Synonym für Filme in the Crowd bezeichnen. Der Thriller mit dem gewissen Nichts. Ich muß allerdings zugeben nicht ganz frei von Vorurteilen gewesen zu sein, speziell zu Frau Jovovich hab ich ein doch eher schwieriges Verhältnis, wenn ihr Rollenname nicht gerade Alice lautet. Um sich einigermaßen aus dem belebten Genre hervor zu heben, wählte man als zentrales Thema eine doch sehr seltene Krankheit, die sich übersetzt als Gesichtsblindheit bezeichnen läßt. Dies Schicksal trifft hier die gute Anna, die ungefragt einen aktuellen Serienkiller bei der Arbeit stört, auf der Flucht ins Wasser stürzt und sich dabei den Dez andengelt, was dann zur Folge hat, das sie keinerlei Gesichter mehr erkennt. Freundinnen, der Lover und selbst das eigene Spiegelbild sehen jedesmal anders aus, was es für die Polizei doch erheblich schwierig macht, Anna als Augenzeugin zur Identität des Killers zu nutzen.
Jener Serienkiller, der inzwischen sechs Frauen vernascht und umgebracht hat, hört dann auch schon auf den sehr impressiven Namen Tearjerker Jack, was übersetzt so viel wie Heulsuse Jack heißt, und als Markenzeichen eine Träne auf dem jeweiligen Opfer hinterläßt. Das große Problem ist allerdings, das dieser vom Ansatz her gar nicht mal schlecht ausgesuchte Thriller leider zu sehr in den Hintergrund gerät und stellenweise sogar ganz ausgeblendet wird. Stattdessen begleiten wir Anna durch einen Dramatik-Plot. Sie erkennt niemand mehr, was dann zur Trennung mit dem Freund führt und die Tür zur neuen Liebe mit dem ermittelnden Cop führt. Dazu kommen Probleme im Job als Grundschullehrerin, in dem sie aufgrund der neuen Sehschwäche suspendiert wird. Dazu gibt’s ein wenig chitty-chat mit den Freundinnen und einer Therapie mit einer tauben Doktorin. Schön und gut, kann man ein prima Drama draus drehen, interessierte mich, wie vermutlich die meisten anderen die einen spannenden Thriller sehen wollten, wenig bis gar nicht.
Leider zieht sich so die erste Stunde doch ziemlich hin. Wer zumindest bis zum Finale durchhält, hat bis dahin normalerweise schon rausgefunden, wer denn nun der Tearjerker im näheren Umfeld von Anna ist und wird zumindest mit einem etwas schwungvolleren Showdown bedient. Trotzdem bleibt Face in the Crowd ein doch eher maues Erlebnis. Mit etwas Konsequenz und dem Reduzieren aufs Wesentliche hätte man was draus machen wollen, aber da Frau Jovovich den ganzen Krempel auch noch finanzierte, wollte sie hier wohl so etwas wie darstellerisches Exempel setzen und auch viele emotionsgeladenen Szenen integrieren. Ging leider nach hinten los.
4/10