Review

Staffel 3

Staffel 3

Hochglanz-Spionage im Leerlauf

Staffel 3 der Spy-Serie "Homeland", war für mich ein höchst inkonsistentes & stellenweise sogar ärgerliches Erlebnis, das insgesamt zwar trotzdem noch in der oberen Thriller-Liga der Serien spielt, doch einfach nicht mehr auf Augenhöhe mit der vorangegangen zweiten, geschweige denn der legendären & zu recht hoch gehypeten ersten Staffel der Hitserie liegt. Die mal sehr guten & mal frustrierend lahmen 12 Folgen behandeln die Flucht Brodys nach dem ihm in die Schuhe geschobenen Attentat in Langley, wie Saul sich als vorübergehender Chef der CIA schlägt & natürlich Carrie, die mehr denn je mit psychischen Problemen kämpft & gleichzeitig ein Komplott im Iran einleitet, der das Verhältnis mit der USA endlich etwas entspannen & öffnen könnte... Das klingt erstmal nicht übel, doch leider ist mindestens die Hälfte aller Folgen unter dem gewohnten Niveau & einfach nicht das, was man erwartet. Teilweise wirkt die einst so realistische Serie konfus, sprunghaft & an den Haaren herbeigezogen, der Abschluss der Brody-Saga setzt dem zweitwichtigsten Charakter der bisherigen Serie einen zwar schockierenden, aber kaum würdigen Abschluss. Gegen Ende findet die Serie wieder etwas zu alter Stärke, doch gerade die erste Hälfte dieses Jahrgangs ist subpar auf fast jedem Level.

Claire Danes spielt Carrie weiterhin Emmy-würdig, ambivalent & man fiebert mit ihr als starke Frauenperson, selbst wenn ihr Charakter oft mit der Gefahr einer unsympathischen Nervensäge & Rebellin spielt. Nicht nur in der Nähe eines nervenden Etwas ist hingegen Brodys pubertäre Tochter, die gleich in mehreren Episoden ausführlich mit den Folgen des Verhaltens ihres Vaters klarkommen muss. Ein viel zu breit ausgeführter & extrem nervtötender, langweiliger Nebenplot. Dazu geht Brody lange Zeit unter bzw. findet gar nicht statt, was jedoch einem groß aufspielenden & immer wichtiger werdender Saul zu gute kommt. Seine innere Wut & Entschlossenheit nach den Abschlägen auf seine Behörde war eine willkommene Bereicherung in diesem Jahr. Dazu gibt es mit dem Vize-Chef des iranischen Geheimdienst einen wunderbaren Fiesling & gegen Ende kommt jeder Fan von Spannung & ausweglosen Situationen, Krieg & Spionage endlich auf seine Kosten. Trotzdem bleibt ein mauer Beigeschmack, dass die Staffel lange Zeit nicht wirklich wusste wohin, mehr als unspektakulär stolperte & viel seines Charmes & seiner realistischen Geheimdienst-Atmosphäre verlor. Ärgerlich zudem, dass es außer dem Finale kaum Höhepunkte gab & im Endeffekt dann für die USA doch immer alles gut wird bzw. zumindest gerechtfertigt erscheint - egal wie zwielichtig, illegal oder schlicht menschenverachtend die Machenschaften dieses Landes & der CIA sind & auch angedeutet werden. 

Die Schuld, die Auswirkungen & eine Art Einsicht oder Lösung, davon befindet sich die Serie meilenweit entfernt. Doch da sich die Welt ja auch in echt in einer Art Teufelskreis zu drehen scheint, könnte das sogar eine der letzten verbliebenen realistischen Punkte der Serie sein. Insgesamt immer noch realistischer als plumpere (& unterhaltsamere!) Actionserien ala "Blacklist" & von einer amerikanischen Serie sollte man wohl nicht allzu viel Eigenkritik erwarten, doch diese Staffel läuft da einfach Einiges nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Und Langeweile muss um alle Umstände in Zukunft stärker vermieden werden, ausgeklügeltere Handlungsbögen stehen oben auf meiner Wunschliste, eine klare Richtung pro Staffel sollte erkennbar sein. Der Drops ist für "Homeland" noch lange nicht gelutscht & nach dem aufrüttelnden Finale ist der Tisch so frei wie noch nie für Kreativität, frisches Blut & vielleicht gar eine Neuausrichtung. Denn die Geheimdienste & krummen Machenschaften unserer Regierungen müssten doch noch mehr als genug Thrillerstoff bieten, um den politisch interessierten Zuschauer bei Laune zu halten. Und mit seinem extrem aktuellen Bezug in Sachen Lage der Welt, Zwielicht der Politik (bzw. Behörden) & natürlich Terrorismus, baut "Homeland" auf ein so brisantes & interessantes Gerüst, dass man selbst so eine Schwächephase locker verkraften kann.  

Fazit: auch wenn sie sich gegen Ende fängt, kann die Staffel über weite Strecken nicht an die bisherige Qualität von "Homeland" anschließen. Für hartgesottenen Fans von Spionage-Thrillern aber immer noch heiß, nicht zuletzt durch die Aktualität der Themen & einer der stärksten femininen Performances momentan im TV. (7/10)

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