Review

Ein Jahr, nachdem der alkoholkranke Vater von Radio-Psychologin Sonny (Rose McGowan) auf der Kellertreppe tödlich verunglückt ist, zieht sie in ihr ehemaliges Elternhaus in der alten Heimatstadt ein. Die verträumte Vorstadtidylle wird jedoch schon am ersten Tag ihrer Ankunft getrübt, da ihr neuer Nachbar sie vor dem Zeitungsjungen warnt. Sonny nimmt das mit einem Schulterzucken auf, doch schon bald beginnt der Zeitungsjunge auf dem Fahrrad sie zu terrorisieren, der scheinbar  übernatürliche Kräfte besitzt (oder nicht ganz dicht ist). Sonny kommen allmählich Zweifel auf, ob ihr Vater, mit dem sie kein gutes Verhältnis hatte, tatsächlich durch einen Unfall starb, oder ob Paperboy (Ashton Moio) was damit zu tun hatte...

Eins muss man Regisseur Victor Salva ("Jeepers Creepers 2") lassen: Den Preis für den originellsten Bösewicht dürfte ihm dieses Jahr sicher sein - allerdings auch der Preis für den absurdesten. Ganz ehrlich, da muss man schon echt gutes Zeug geraucht haben, wenn man sich  einen Zeitungsjungen als bösen Schurken ausdenkt. Bei mir in der Nachbarschaft jedenfalls sind das alles junge, nette Mädchen, die ihr Taschengeld mit dieser Tätigkeit aufbessern und immer freundlich grüßen...

Wie dem auch sei, lässt man sich auf die (ansich haarsträubende) Story ein, kann man sich auf einen dichten Grusler freuen, der seine Sonnen- aber auch seine Schattenseite hat.
Wir begleiten also Sonny mit ihrem Auto in die Stadt Stillwater und es sticht sofort die klassische Musikuntermalung hervor - das gefällt mir. Der Zeitungsjunge wird hervorragend präsentiert und durch seine Augenerkrankung (man sieht lediglich zwei vollkommene schwarze Pupillen, keine Iris) und seine zweideutigen Sprüche kommt Atmosphäre auf. Die Inszenierung sowie Darsteller sind solide, Regisseur Victor Salva setzt auf einen langsamen Spannungsaufbau und subtilen Horror, der immer bedrohlichere Formen annimmt. Geschickt lässt er den Zuschauer bis zum Finale im Unwissen, ob der Junge nun eine Ausgeburt der Hölle ist, oder einfach nur mächtig einen an der Klatsche hat.
Ich habe auch noch nie einen Film gesehen, bei dem man so majestätische Kameraeinstellungen zu einem Mountain Bike  präsentiert bekommt. Ob das jetzt die ins Bild hineingefahrene Speiche ist, wie der Zeitungsjunge seinen Fuß auf die Monsterpedale stellt oder wie er unter Anspannung sämtlicher Muskeln beide Handbremsen betätigt - das grenzt schon irgendwie an einer Parodie und wirkt doch bedrohlich.
Somit kann man Victor Salva zu einen gelungenen Psycho-Thriller gratulieren - solange man eben nichts hinterfragt. Denn die Liste der Filmfehler ist ellenlang.

Der warnende Nachbar zu Beginn, der sich (wie sämtliche anderen Nachbarn) aus den täglichen Bedrohungen raushält. Die zwei Polizisten, die sich relativ talentfrei bei ihren Ermittlungen anstellen (dafür aber einmal mit einem Großaufgebot aufmaschieren, als würde der 3.Weltkrieg ausbrechen). Sowieso handeln sämtliche Figuren zu jederzeit unlogisch (warum muss ich bei diesen Punkten nur an "Cabin in the Woods" denken?), was zwar gut für den Spannungsaufbau ist, mir jedoch etwas die Stimmung  vermiest (und vielen von euch wahrscheinlich auch).
Zudem bleiben viele Fragen  unbeantwortet, wie beispielsweise nach dem eigentlichen Beweggrund von dem kleinen Satansbraten.

Somit bekommt man mit "Rosewood Lane" einen leidlich spannenden Psycho-Thriller mit einer guten Portion subtilen Grusel geboten,  jedoch wird gleichzeitig auf jegliche Logik und auf Antworten von aufkommende Fragen geschissen.
Für einen Abend okay.

5/10

Details
Ähnliche Filme