Das Warten auf diesen Film und den besten deutschen Schauspieler Udo Kier war schier endlos. Mir kommt es zumindest so vor. Belohnt wurde ich mit einem sicherlich für die Mehrheit sperrigen Arthouse Kunstwerk, welches aus einer galanten Mischung aus Science-Fiction, Independent-Drama, Experimentalfilm und grotesker Gesellschaftssatire besteht. Mittels einer fast schwerelos wirkenden Kamera, die die vielen Naturaufnahmen sehr gewaltig eingefangen hat, werden Erinnerungen an die besten Zeiten von Werner Herzog und AGUIRRE wach.
Wir werden Zeuge einer märchenhaften Geschichte in der Provinz in Südchina und der Begegnung der einfachen Bäuerin Kwok Yun (Shi Ke) mit einem Ufo und einer Art Kristall und später dann dem Amerikaner Steve Frost (Udo Kier) und wie sich dies in Form einer chaotischen Entwicklung auf das zurückgebliebene Dorf auswirkt. Udo Kier, über den man nichts mehr sagen muss, spricht interessanterweise auch (selbst) englisch in der Deutschen Version. Leider ist die Screentime seiner Rolle sehr überschaubar.
Die chinesische Regisseurin Xiaolo Guo die im Exil lebt übt starke Gesellschaftskritik an der perversen Übersteigerung des Kapitalismus und wie darunter auch das traditionelle China leidet. Sämtliche Statussymbole und Eigenheit des westlichen Lebens werden von den Dorfbewohnern immer mehr übernommen, und die Obrigkeit ordnet auch westliche Literatur an, welche die “geistige Freiheit“ verkörpert. (Beispiel: Henry Millers “Wendekreis des Krebses“)
Gleichzeitig nimmt die Regisseurin sich aber auch das sehr streng sozial kontrollierte Leben in dem Dorf vor und lässt auch hier den Zuschauer ihre Kritik an der pervertierten Überbetonung des Kollektivs spüren. Sie bedient sich einer drastischen Übertreibung der Auswirkungen auf das kleine chinesische Dorf und wie sich das Leben der vorher geächteten Kwok Yun ändert und sich die Ufo Entdeckung auf ihren Status in der dörflichen Gemeinschaft auswirkt. Der Soundtrack erinnert an eine Mischung aus traditioneller chinesischer Musik und leichten elektronischen Klängen die auch an experimentelle Filme der 80er erinnern.
Das Finale zieht noch mal alle Register und Udo Kier kann sich vor ekstatischem Skandieren von “I like China“ und “China is the Country of the Future“ kaum mehr bremsen und man wird positiverweise an ähnlich improvisierte Auftritte in Christoph Schlingensiefs Filmen erinnert. Der Film verliert auch fast ein wenig die Bodenhaftung dadurch. Aber das macht UFO IN HER EYES zu dem kleinen Juwel voller Gesellschaftssatire was es eben auch bewusst sein will. Wer Udo Kier oder zuletzt zum Beispiel den Film SYMBOL mochte ist hier gut aufgehoben.
8/10 Punkten