"A.F.R.I.K.A." ist mal wieder so ein typischer Spassfilm für die junge Generation. Alles ist zumeist lustig und nichts geht richtig in die Tiefe, der Film geht nie in eine ernsthafte Richtung und letztendlich wird auch niemand verletzt. Das ist in dem Fall sowohl ein Nachteil als auch ein Vorteil.
Der Vorteil ist, dass "A.F.R.I.K.A." nie extrem melodramatisch wird, dies ist sonst in den koreanischen Filmen ja die Regel. Man kann ihn wirklich unbeschwert bis zum Schluss anschauen und am Ende glaubt man dann, die Mädchen hätten ja nur Spass gemacht. Keine entwickelt sich irgendwie weiter oder kommt charakterlich von der Stelle, also bitte blos nicht zu schwierig.
Da sind wir dann schon beim Nachteil ; der Film hat keinen Nährwert und keine eindeutig ausgearbeitete Botschaft, hier wird bewusst verzichtet und Potential verschenkt. Dieses Thema hätte man deutlich besser verarbeiten können, dadurch wäre der Spass in den Hintergrund getreten und die Zielgruppe wäre wohl verloren gegangen.
Also was bleibt ist pures Entertainment.
Die beiden Freundinnen Yo-won ( gespielt von Lee Yu-won ) und So-hyun ( gespielt von Kim Min-sun ) sind gefrustet. Die eine verliert ihren Aushilfsjob und kommt beim Studium nicht weiter, die andere träumt von einer Karriere und fällt durch lauter Vorsprechen und Vortanzen. Dann verlässt Yo-won auch noch ihr Freund und ihre Mutter heiratet mal wieder wohl mehr aus Verzweiflung als aus Liebe. Da hilft nur noch Ausspannen und die zwei planen spontan einen Kurztrip an die Küste. Der Freund von So-hyun besorgt den zweien das Auto, leider geklaut und mit zwei scharfen Waffen auf dem Rücksitz.
Diese wurden von einem Gangster und einem Cop beim Pokern verloren, beide brauchen sie dringend zurück und eine Jagd der besonderen Form beginnt. Die Waffen bieten natürlich ein ungeahntes Spektrum an Möglichkeiten und die Girls beginnen sich auszutoben. Die Story beginnt sich zu verselbstständigen, als eher zufällig zwei weitere Mädchen aufgegabelt werden. Die Prostituierte und Kellnerin Young-mi ( gespielt von Jo Eun-ji ) und die Boutiquebesitzerin Jin-a ( gespielt von Lee Young-jin ) schliessen sich aus ganz eigenen Beweggründen an und die vier werden eher unfreiwillig durch Fans und Internetseiten zu einer berühmten revolutionären 4-Girl-Gang in Südkorea gemacht.
Also die Story ist nicht neu doch sie rockt hier schon gewaltig. Dieses "Chicks on the run"-Thema lebt ja von coolen Sprüchen und vor allem lebt es von den vier Girls. Und deshalb gibt es hier auch die 7 Punkte. Die Girls reissen den Film oftmals raus und es gibt zahlreiche Szenen in denen die Lacher sitzen und der Film recht gut funktioniert. Kim Min-sun spielt das was sie kann, ein verwöhntes aber wirklich süsses Babe. Jo Eun-ji spielt ebenfalls das was sie kann, ein nerviges und absolut anstrengendes hässliches Entlein. Die beiden anderen sind die ruhigeren Pole, nachdenklich und auch überlegen in der Gruppe ; die gelungene Mischung ist gefunden.
Und jetzt lassen es die Girls ordentlich krachen. Der patriarchistischen Männerwelt wird mal so richtig gezeigt wo der Hammer hängt. Die vier begleichen alte Rechnungen von früher und lassen sich von der Macht der Waffen berauschen. Und doch läuft das alles harmlos und ohne die letzte Konsequenz ab, es kommt niemand wirklich zu Schaden und die Brutalität ist stets ironisch verpackt.
Die sozialkritische Botschaft ist eindeutig, die Waffen kann man fast schon als Phallussymbol deuten. So bewaffnet kann der sonst ungleiche Kampf der Frauen gegen die übermächtigen Männer ganz anders geführt werden. Die Männer werden entweder als sexistisch oder als Frauen ausnutzende Egomanen dargestellt. Und hier schiessen die Girls nun beherzt aus der Hüfte, und siehe da der Fanclub und ihre Beliebtheit im Land steigt. Die Botschaft kommt an, verselbstständigt sich und ganz plötzlich tauchen Kopien der 4-Girl-Gang überall auf und die echten Girls bekommen ein Problem.
Cops und Gangster sitzen zuerst zusammen am Pokertisch und nehmen dann auch zusammen die Verfolgung ihrer verlorenen Waffen auf. Vieles scheint aus den Fugen geraten zu sein, Girls mit Guns und Gangster mit Cops zusammen an einem Strang ziehend. Das Gefühl des "aus den Fugen geraten" bekommen die Girls aber auch selber und am Ende geht alles ohne Zeigefinger oder höhere Botschaft sang und klanglos zuende.
Wer nicht zuviel erwartet wird hier wunderbar unterhalten, rockige Musik und coole Girls zu schnellen Bildern und lauten Waffen. Cooles Popcornkino ohne die gewohnt übermächtige koreanische Melodramatik. Wenig Tiefgang und ein unspektakuläres Ende bringen den Film am Ende dennoch im oberen Mittelfeld unter.
Ich dachte schon die kichernde Meute würde am Ende noch ein beherztes "Wir machen doch nur Spass" in die Menge rufen ; es hätte gepasst.