Ein Irrenhaus ist allemal besser als der Knast - findet der hartgesottene Draufgänger McMurphy: Vor Gericht gibt er sich als unzurechnungsfähig aus und läßt sich in eine staatliche Nervenheilanstalt einweisen. Doch was ihn dort erwartet, hätte er sich niemals träumen lassen: Eine boshafte Stationsschwester führt ein brutales, menschenverachtendes Regiment und die hilflosen Patienten vegetieren in Angst und Verzweiflung vor sich hin. Wer sich nicht anpaßt, wird ohne Gnade mit Elektroschocks gefügig gemacht. Doch McMurphy ist aus anderem Holz geschnitzt: Er nimmt die Herausforderung an und erklärt dem grausamen System den offenen Krieg.
Milos Formans Klassiker und fünffacher Oscar-Abräumer basiert auf einem Roman und nicht auf einer wahren Begebenheit, bei der mich jetzt wirklich interessieren würde inwieweit das in einzelnen Anstalten oder gar in mehreren auch der Realität entspricht. Ansonsten hätte es hier der Neuankömmling McMurphy sicher zweimal überlegt die gemütliche Arbeitskolonne im Knast gegen das knöcherne System der Klapse leichtfertig zu tauschen.
Forman gelingt es dabei sehr gut ein Spagat zwischen Drama und Komödie zu vollführen. Auch wenn das Thema ja im Grunde ernst ist, kommt man bei manchen Passagen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Hier sei die freche Flucht der wichtigsten Insassen mit anschließenden Angelausflug als Beispiel genannt, aber auch die Szenen um die wiederkehrende Abstimmung das Baseball Endspiel im Fernsehen anzuschauen sind sehr amüsant.
Anfangs ist auch das Verhältnis Anstalt/McMurphy noch recht normal. Klar ist er ein wenig rebellisch, aber immer im rationalen Rahmen und auch sein filmischer Gegenpart, Oberschwester Ratched, ist zwar rigide aber immer noch im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht. Allerdings ahnt man schon, das es zwischen den beiden kein gutes Ende nehmen wird.
Großes Format bekommt der Film aber durch die tollen Darsteller. Fletcher und Nicholson sind ja zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet worden, aber ich fand es genau so amüsant, die vielen bekannten Darsteller in den Nebenrollen Aussehensstand 1975 zu identifizieren. Zumindest bei Christopher Loyd, Brad Dourif und Danny De Vito muß man fast schon zweimal hinschauen und Anjelica Huston hab ich gleich gar nicht gesehen. Das Alles ergibt ein Sammelsurium an ebenso skurrilen wie liebenswürdigen Charakteren.
Insgesamt ein gutes Beispiel für das Thema des Einzelnen, der die festgefahrene Obrigkeit herausfordert und dafür büßen muß. Etwas schade fand ich das die heiteren Momente gegen Ende doch nachließen, aber das ist natürlich dem Ende geschuldet. Auf jeden Fall ein guter Beweis das man für gute Unterhaltung gar nicht unbedingt Action und Schießereien benötigt.
8/10