Um seine gierige Verwandtschaft zu foppen, zieht sich der alte Graf Hervé de Kerloguen kurz vor seinem Tod in eine geheime Kammer zurück, die irgendwo in seinem Schloss versteckt ist... und die zur Testamentseröffnung angereisten Erben staunen nicht schlecht, als der Notar ihnen verklickert, dass es ohne den Beweis einer Leiche fünf Jahre dauert, bis sie den Verstorbenen legal für tot erklären lassen und sich dessen Vermögen unter den Nagel reißen können und bis dahin gezwungen sind, das teure Anwesen der Kerloguens mit ihrer eigenen Kohle zu unterhalten. Die junge Micheline, die Freundin des Grafen-Sohns Jean-Marie, hat nun die Idee, das Château zur Freiluft-Bühne umzumodeln, mittels einer Lichtshow die tragische Familien-Geschichte aufzuführen und dafür Eintritt zu verlangen, um die anfallenden Kosten zu decken. Kurz nach Beginn der Umbau-Arbeiten setzt eine merkwürdige Reihe von Todesfällen unter den Kerloguens ein und es scheint so, als ob da ein Mörder im Schloss umgeht, der seinen Anteil am Erbe vergrößern will... Als Zuschauer hat man zwei Möglichkeiten, sich George Franjus "Mitternachtsmörder" zu nähern: Ruft man sich in Erinnerung, dass der Regisseur zuvor mit "Augen ohne Gesicht" einen der einflußreichsten, wichtigsten und schlicht besten Horrorfilme überhaupt gemacht hat, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat, so kommt man nicht umhin, die vorliegende, ziemlich halbgar aufbereitete Murder-Mystery im Anschluss an diesen als etwas anderes als eine kolossale Enttäuschung zu erachten. Lässt man besagten Vorgänger jedoch außen vor und konzentriert sich stattdessen reinweg auf die technischen und handwerklichen Aspekte des Streifens, so ist es Franju zweifellos wieder mal gelungen, filmisch ziemlich hochwertig zu arbeiten und stimmungsvolle Schwarzweiß-Bilder in eine gediegene Inszenierung zu packen. Allerdings interessiert er sich auch merklich überhaupt nicht für die Whodunit?-Aspekte seines Plots und so geht es ihm folglich auch nicht darum, Spannung zu erzeugen oder mittels eines Mörder-Ratespiels für Unterhaltung zu sorgen, sondern eher die visuellen Möglichkeiten auszuschöpfen, die ihm die ziemlich eindrucksvolle Château-Location da so bietet. Formale und dramaturgische Höhepunkte sind ergo auch die Sequenzen, in denen die Historie der Kerloguens dann schließlich doch noch aufgeführt wird... und in denen ein ziemliches Kopf-Theater nur durch den Einsatz von Scheinwerfern in den Kulissen veranstaltet wird. Darüber vergisst man dann auch fast, dass die namhafte Besetzung nur Staffage und der Inhalt nicht wirklich gehaltvoller als ein beliebiger Agatha Christie-Krimi oder ein zeitgenössischer Edgar Wallace-Streifen ist...
5/10