Da meint man, man hätte echt schon alles im Folter-Genre gesehen und dann kommt da so ein argentischer Regisseur namens Adrián García Bogliano daher und meint stolz:"Leute, ich zeig euch Bestien, die ihr noch nie gesehen habe!"
Tja, und was isses?
Zwei alte Greise, hurra! Der eine auf einem Auge blind und mit Gehhilfe, der andere sieht wie der Weihnachtsmann aus, dessen Alter ich zwischen 80 und 115 Jahre schätze. Diese beiden, scheinbar mit argentinischen, rechten Gedankengut bessenen Dudes locken junge Frauen über Facebook in ihre Wohnung und fabrizieren mit verschiedenen Sprengstoffen (in Marmeladenform aufgestrichen) Experimente und Foltereien.
Die neuste Beute der beiden Supermänner sind Románs (Facundo Espinosa) Freundin Jackie (Camila Velasco) und Exfreundin Ali (Marina Glezer). Román kommt den beiden Jopi Heesters auf die Schliche und versucht, seine Freundinnen aus den Händen des Bösen zu befreien...
Eigentlich hätte da schon ein Magnet (Herzschrittmacher) oder eine gepflegte Keilerei geholfen, aber das wäre ja zu einfach. So muss man also mitansehen, wie Roman erstmal den beiden durch ein Spiegelglas zusieht, was sie mit einer anderen Nebendarstellerin machen. Da spielen die doch tatsächlich eine Mathematik-Aufgabe mit ihr. Uschi kann sie natürlich nicht lösen und - peng - fetzt ihr der Kopf weg durch den einen Tropfen Nitroglycerin. Wahrscheinlich ziert wegen dieser Mumpitz-Szene das Wörtchen "UNCUT" das Cover, denn ansonsten gibt es goremäßig hier nicht viel zu holen.
Danach darf Jackie ran und löst das Rätsel: Es ist nur ein Wortspiel! Das ich das noch erleben darf. Zwei Opas zerren also Mädels in ihr Haus um Kindergartenspiele zu spielen und wenn die Girlies nicht auf die Lösung kommen, wird es hochexplosiv...
Naja, nach diesen ersten zehn Minuten bin ich schon fast weggeknickt, wie high man sein muss, solch ein Drehbuch als bierernst zu verkaufen. Oder ist es etwa doch eine Satire auf das Foltergenre?
Was auch noch auffällt, ist die miese Kameraarbeit. Der Kameraguy scheint vergessen zu haben, dass man auch vor- und zurückzoomen kann, denn ich habe permanent durch den ganzen Film das Gefühl, dass man locker zwei Meter zu nah am Geschehen dran ist.
So, anstatt die beiden Rentner von der Treppe zu schubsen, gibt es dann ein hektisches Treiben Richtung Rettungsversuche, Versteckspielchen etc. Die beiden Freundinnen sind zudem mit Sprengstoff zugeschmiert und hangeln sich durch den Rentnerparcours auf dem Rücken und in anderen komischen Tierbewegungen, die ich nicht so ganz verstehe. Schließlich muss man ja die 75 Minuten Laufzeit mit irgendetwas füllen.
Achso, Zombies/Vampire oder lobotomisierte Menschen gibt es auch noch. Das hab ich auch nicht verstanden.
Muss man auch nicht. In "Cold Sweat" wurde vorsichtshalberweise mal einfach alles reingepackt, dass man ja von "Schocker" reden kann.
Zu dem ganzen Murks gesellt sich ein dermaßen penetranter Soundtrack (der sollte wohl Spannung erzeugen) dazu, den ich in PPM messen konnte (also keine Beats Per Minute, sondern meinen Puls pro Minute) - so aufdringlich und unglaublich schlecht kam der rüber.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, was für ein Abfall auf DVD und Blu Ray gepresst wird. Filme, die nicht einmal den Rohling wert sind. Filme, für die man eigentlich bezahlt werden muss, um sie zu sehen. "Cold Sweat" gehört dazu.
1/10