Review

1939, irgendwo in Amerika. Vier extraterrestrische Terroristen, eben aus einem intergalaktischen Gefängnis entkommen, legen im Wald eine unsanfte Bruchlandung hin. Ihr Flugkörper ist stark beschädigt, und für die Reparatur benötigen die häßlichen, kleinen Kreaturen Plutonium, doch woher nehmen und nicht stehlen? Wie es das Drehbuch so will, haben zwei Pärchen den Absturz beobachtet, und da sie nicht die hellsten sind, untersuchen sie gleich mal das Wrack. Die Rechnung folgt auf dem Fuße: die Aliens zwängen sich durch die Schlünde in die Körper der Menschen und nehmen diese sogleich in Besitz. Es folgt ein Kinobesuch (es spielt Flash Gordon Conquers the Universe, ein Film, der eigentlich erst 1940 veröffentlicht wurde, aber Authentizität und Detailversessenheit sind nicht die Stärken des Filmes), und danach kommt es auch schon zu einem ersten, wüsten Gemetzel (es soll nicht das letzte bleiben): eine Gruppe Weltkriegsveteranen stirbt im Kugelhagel des rabiaten Quartetts. In der Zwischenzeit ist auch der die geflohenen Terroristen verfolgende Agent auf der Erde eingetroffen, dem das bunte Treiben des fiesen Gesindels natürlich nicht verborgen geblieben ist. Um etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen, ziehen sich die vier in ihr Raumschiff zurück. Fünfzig Jahre später macht man sich dann voller Tatendrang auf nach New York, und Gevatter Tod kann schon mal die Sense wetzen, denn seine Ernte wird sehr umfangreich ausfallen...
Daß sich Alien Space Avenger anfühlt wie ein Troma-Movie, kommt nicht von ungefähr. Regisseur Richard W. Haines besorgte zuvor nicht nur den Schnitt bei The Toxic Avenger, er inszenierte auch Splatter University und den Kulthit Class of Nuke 'Em High. Und wer an letzterem Gefallen findet, ist auch bei Alien Space Avenger gut aufgehoben. Der Streifen ist ein ungemein kurzweiliges, rasantes, respektloses und politisch nicht gerade korrektes Vergnügen, der auf bewährte Troma-Weise verschiedene Genres zu einem grellen (Gewalt-)Cocktail der Güteklasse "Trash" vermischt. Jawohl, die Trashglocke läutet, und sie läutet laut. Und niemand schämt sich dafür, ganz im Gegenteil, alle ziehen voller Enthusiasmus am Strang. Der Humor des Filmes ist sehr speziell und alles andere als subtil, funktioniert aber großteils überraschend gut. Die Musik paßt sich dem wilden Treiben an und serviert fröhlich-flotte Töne, damit auch dem letzten Zuschauer klar wird, daß man dieses Gemetzel nicht ernst nehmen darf. Gemordet wird häufig und mit Gusto, bevorzugt mit Pistolen und Gewehren. Unzählige Menschen werden von Kugeln durchsiebt, veranschaulicht durch gut gefüllte, effektvoll platzende Blutbeutel (herrlich: das Massaker im Atomkraftwerk sowie die Flucht durch New Yorks Straßen, wobei jede Menge Unbeteiligte ins Gras beißen). Da die Aliens ziemlich widerstandsfähig sind und sich sogar abgeschossene Gliedmaßen problemlos regenerieren lassen, kann man sich an einigen hübsch grotesken Spezialeffekten ergötzen. Mein Favorit ist definitiv die Szene, in der einer Außerirdischen der Kopf zerschossen wird und sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend läuft. Aber auch die Sterbeszene eines Geschäftsmannes (ein Cameo von Pornostar Jamie Gillis) ist ausgesprochen nett: ihm wird ein heißer Ritt zum Verhängnis! Daß der Streifen on location in New York gedreht wurde (zu sehen sind u. a. der Central Park und der Times Square), wertet den Film enorm auf und macht ihn sogar historisch interessant; vor allem das sleazige Ambiente des Times Square (Nutten, Dealer, Schmuddelkinos und Sex Shops) gefällt.
Die Schauspieler sind zwar ziemliche Knallchargen, da sie aber offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache sind, nimmt man ihnen das nicht übel. Robert Prichard (Rex) kennt man aus The Toxic Avenger und Class of Nuke 'Em High, Michael McCleery (Derek) war in Mother's Day und Joy Ride mit dabei, und Angela Nicholas (Doris) ist auf ihre Filme Psychos in Love und Galactic Gigolo sicher auch sehr stolz. Für Charity Staley (Karen) blieb dies der einzige Titel in ihrer Filmographie, dafür landete Gina Mastrogiacomo (Ginny) im Jahr darauf eine größere Rolle in Martin Scorseses Goodfellas. Alien Space Avenger ist ein blutig-derber, nicht wirklich geschmackssicherer Spaß, der sein irres Programm ohne Längen abspult und durchaus auch mit Charme und Einfallsreichtum zu punkten weiß. Ein "guter" Film ist das beileibe nicht, aber angesichts des immens hohen Unterhaltungswertes sieht man darüber gerne hinweg.

Anmerkung: Das Filmmaterial von Alien Space Avenger wurde mit dem 3-Strip Technicolor-Verfahren entwickelt, ein Verfahren, das in Amerika seit vielen Jahren nicht mehr angewendet wurde. Grundsätzlich werden dadurch die Farben deutlich kräftiger und strahlender, nur leider läßt sich dieser tolle Effekt bei der mir vorliegenden Videokassette nur noch erahnen. Ein Jammer. Wenn man ganz leise ist und den Atem anhält, kann man Alien Space Avenger schreien hören. Der Film schreit nach einer sorgfältigen digitalen Auswertung, damit ihn die Fangemeinde in all seiner Farbenpracht sehen kann, so, wie er seinerzeit in einigen US-Kinos lief.

Details
Ähnliche Filme