Review

Mal wieder geht ein Killer um, der es auf Menschen abgesehen hat, die seiner eigenen Moral zuwider handeln. Auf jeder Leiche lässt er eine Libelle zurück, und diese Mordserie soll Inspektor Paolo aufklären. Dank einem befreundeten Professor weiß er nur, dass dieses Ritual dazu dient, Leute mit unehrenhaftem Lebenswandel zu bestrafen. In diesem Fall sind das Junkies, Nutten, Freier usw., von denen Mister X die Welt befreien will...

Diese spanische Produktion wurde in Mailand gedreht, lässt aber das Flair italienischer Kriminalfilme vermissen. Zu Beginn merkt man das noch nicht, da der Mörder ein hohes Tempo vorlegt -  3 Auftritte mit 5 Opfern in den ersten 12 Minuten -  und dabei auch abwechslungsreich zu Werke geht, nämlich mit Machete, ausfahrbarer Regenschirmspitze und einer Axt. Der Härtegrad ist eher niedrig, was mich bei solchen Streifen jedoch nicht stört, denn da erwarte ich ohnehin kein Rumgemansche sondern eine mitreißende Story sowie sympathische Darsteller. Ersteres bekommt man hier nicht geboten, da zwischen der ersten und letzten Viertelstunde keinerlei Spannung aufkommt. Wie die Geschichte weitergeht und wer am Ende der Killer ist, hat mich aufgrund der mangelhaften Umsetzung schon nach kurzer Zeit nicht mehr interessiert. Zum Beispiel ist die Filmmusik teilweise geklaut (Endmelodie von „Bay of Blood“), und die falsche Fährte (Professor als Täter) ist so offensichtlich hingeklatscht, dass sie eine Beleidigung des Zuschauerintellekts darstellt. Die Handlung ist einem Giallo-Baukasten für Anfänger entnommen, d.h. sämtliche Bestandteile werden völlig inspirationslos aneinandergereiht, was in diesem Genre nicht funktioniert, wenn auch das Drumherum ohne jeglichen Charme daherkommt.

Wahrscheinlich haben sich die Macher gedacht, dass die Präsenz von Paul Naschy ausreicht, um die Mängel zu kaschieren. Den Kult, der um ihn betrieben wird, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich Naschy erst 2. Mal in Aktion gesehen habe. Allerdings kann ich sagen, dass er ein sympathischer gutaussehender Typ ist, der eine gewisse Rauheit versprüht, ein südländischer Macho mit Herz und Hundeblick. Was dem Film ebenfalls gut tut, ist die deutsche Synchronisation, denn die verleiht ihm mittels zackiger Kommentare einen ordentlichen Sleaze-Touch. Ebenso amüsant sind einige obskure Einfälle wie eine Nazibande, die für einen ausländischen Zuhälter namens Mohammed arbeitet, oder ein Fluchtversuch per Achterbahn (Sinn?), die Paolo einfach anhält um den Verdächtigen vom Gerüst zu ballern. Ob man den Film ernst nimmt oder als Trash betrachtet, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil weiß, dass die Spanier zur damaligen Zeit auch gute Gialli produzieren konnten, siehe „Blue eyes of the broken doll“ aus dem Vorjahr, ebenfalls mit Naschy. Wer diesen Schauspieler nicht cool findet und „Todeskreis Libelle“ in einer anderen Sprache sieht, die womöglich humorloser daherkommt, dürfte davon stark enttäuscht sein. Mich konnte dieses inhaltlich und formal schwache Flickwerk durch die angesprochenen Nebensächlichkeiten zumindest bei einmaliger Betrachtung halbwegs unterhalten – 4/10.

Details
Ähnliche Filme