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"Mut ist das einzige Maß des Lebens" (Kierkegaard)

Es beginnt mit einem Monolog der jungen Katarina, bei dem man schon an der direkten Sprache und den gewählten Worten wie "Schw..z" und "Moe..e" angenehm feststellt, dass man es hier zwar mit einem Drama klassischer Prägung, aber nicht konservativer Art im Rosamunde Pilcher Stil zu tun hat. DIE INNERE SCHÖNHEIT DES UNIVERSUMS stellt sich schnell als sehr intensive Betrachtung des Gefühlslebens einer adoleszenten Frau heraus. Für geduldige Liebhaber ruhiger Dramen, die viel Zeit auf die Spiegelung der Innenansicht von Schauspielern setzen, könnte der Film geradezu eine Entdeckung sein.

Die Geschichte der aus einfachen sozialen Verhältnissen mit alkoholkranker Mutter stammenden Katarina (Alicia Vikander), die über die Entdeckung der klassischen Musik sich in den aufstrebenden Dirigenten Adam verliebt, ist einfach, gradlinig und ohne übermäßigen intellektuellen Ballast einfach nur dem eindrücklichen Gefühlsleben unserer Protagonistin geschuldet. Dass sie dabei Mozart über youtube entdeckt, ist eine schöne Nebensächlichkeit im Kontext ihres vermeintlichen sozialen Aufstiegs der in INNERE SCHÖNHEIT DES UNIVERSUMS eine Rolle spielt.

Dabei bleibt es nicht an der Oberfläche der Annäherung zwischen Liebenden und der damit verbundenen Gefühle, Ängste und Hoffnungen. Auch sehr weitgreifende Emotionen rund um die Themen Moral, Schönheit, Gerechtigkeit und Sinn des Lebens werden angeschnitten. Es gibt auch moralphilosophische Anklänge, die schön mit der Suche von Katarinas eigenem Lebensweg und ihren persönlichen neu erlernten Handlungsmaximen verknüpft werden und ihr neue Richtungsalternativen weisen.

Geschickt läuft DIE INNERE SCHÖNHEIT DES UNIVERSUMS oberflächlich scheinbar ereignisarm ab, aber unter der Oberfläche brodelt die Emotion umso stärker. Die Ereignisse sind stark aus der Sicht der Hauptdarstellerin fokussiert und schon nach wenigen Minuten gelingt es der Handlung den Zuschauer für ihre Emotionen einzufangen und mit ihr den schmerzlichen, ja zynischen Leidensweg zu begehen. Gefühlte 50% der Laufzeit des Films ist die meist zurückhaltende Kamera auf Katarina gerichtet, oft auch in langen Großaufnahmen.

Sie vermag es außerordentlich gut, sämtliche Gefühlswallungen von Zorn, Niedergeschlagenheit, Verliebtheit, Trauer und wachsende Selbstsicherheit über die Kamera zu transportieren. Ungeduldige Zeitgenossen könnten die mit viel Zeit erzählte Geschichte als zäh interpretieren was sie in genauerer Betrachtung nicht wirklich ist. Nach DIE KÖNIGIN UND DER LEIBARZT zeigt Alicia Vikander, dass sie auch völlig alleine einen Film stemmen kann. Sie soll auch demnächst mit Brad Pitt vor der Kamera stehen, was für die junge skandinavische Schauspielerin sicherlich den Durchbruch bedeuten würde. Zu gönnen wäre es ihr.

7/10 Punkten

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