Nils Gaups Regiedebüt "Pathfinder" basiert auf einer samischen Volkssage, die man sich seit über tausend Jahren erzählt. Auch Gaup bekam diese Legende von seinen Vorfahren erzählt und machte daraus einen Abenteuerfilm. Der Film wurde komplett in samischer Sprache gedreht und wurde sogar für einen Oscar nominiert. Sein letzter Film "Tashunga - Gnadenlose Verfolgung" mit Christopher Lambert ähnelt dem Ganzen ein wenig.
Lappland vor über 1000 Jahren: Eine Gruppe Tschuden zieht mordend durch das Land, auch die Familie von Aigin (Mikkel Gaup) fällt den Räubern zum Opfer. Aigin kann entkommen und schleppt sich verletzt ins nächste Dorf. Doch die Tschuden folgen ihm und so flieht die gesamte Dorfbevölkerung an die Küste. Nur Aigin, Raste (Nils Utsi) und ein paar Mutige wollen es mit den Raubmördern aufnehmen, doch das Unterfangen scheitert. Schließlich nehmen sie Aigin gefangen, der sie über das Gebirge zur Küste führen soll. Doch Aigin hat einen Hintergedanken, denn er will die grausame Ermordung seiner Familie rächen und der Zeitpunkt ist nah.
"Pathfinder" ist ein sehr einfach gestricktes Abenteuer, welches besonders durch seine wirkungsvolle Inszenierung punktet. Gedreht wurde in klirrender Kälte, viele technische Geräte gaben den Geist auf, doch im Endeffekt hat sich die Mühe gelohnt. Man kann die Kälte förmlich spüren und die endlosen Schneelandschaften wirken schon beinahe gespenstisch. Einen richtigen Score hat "Pathfinder" nicht, die Titelmelodie und der Abspann werden vom Musiker Nils-Aslak Valkeapää gesungen. Nicht nur seine stimmungsvolle Musik, sondern auch die Traditionen der dort lebenden Menschen sorgen für eine gehörige Portion Mystik, die sich hervorragend ins Geschehen einfügt. Jedoch hat "Pathfinder" nach spannendem Auftakt einen kleinen Durchhänger. Gaup stellt uns die Charaktere des Dorfes im Schnellverfahren vor, der verletzte Aigin darf sich noch in Sahve (Sara Marit Gaupt) verknallen und wir erhalten einen Einblick in die Traditionen des kleinen Dorfes. Da wäre noch der Kampf mit einem Bären, der jetzt nicht so toll gemacht ist. Doch genau dies bringt den Film in keinster Weise weiter und man muss sich eine Weile gedulden, bis die Tschuden auftauchen. Vorher wird noch ausgiebig gestritten, wer jetzt nun zur Verteidigung im Dorf bleibt, oder ob doch alle zur Küste fliehen.
Letztenendes ist die erste Halbzeit fast abhakt, bevor es wieder ans Eingemachte geht. Und die Tschuden kristallisieren sich als gnadenlose Mörder heraus, die nicht mal ein kleines Kind verschonen. Sie sind pechschwarz bekleidet, bewaffnet mit Armbrust und Messer, selbst die Kunst der Folter beherrschen sie schon. So wird "Pathfinder" in einigen Szenen sogar drastisch, beispielsweise die Ausfragung von Raste ist ganz schön deftig geworden. Und vor allem bleibt man stets am Boden, denn die Dorfbewohner haben keine Chance gegen die Tschuden, obwohl sie einige mit Pfeil und Bogen erledigen können. Diese kleinen Gefechte sind knackig gefilmt und mit der nötigen Härte umgesetzt. Gaup lässt sich hier nicht lumpen und opfert sogar sympathische Charaktere. Der Schluss ist einerseits gelungen, doch andererseits fragt man sich, wie Aigin die große Lawine überstanden hat, während alle Tschuden in die Tiefe gerissen werden. Ein actionreiches Finale bleibt also aus, der Höhepunkt ist somit ganz klar der mittige Angriff der Tschuden auf das Dorf. Aber den Schauspielern, die allesamt Laien sind, darf man ein dickes Kompliment machen, denn ihre Verkörperung wirkt in keiner Szene unglaubwürdig, aber man sollte auch keine Meisterleistungen erwarten.
Storytechnisch sehr simpel, auch ein wenig mehr Action wäre nicht verkehrt gewesen, doch spannend ist Gaups "Pathfinder" allemal und an seiner Inszenierung gibt es nichts zu meckern. Bei kleinen Durchhängern darf man getrost beide Augen zudrücken, allein die Atmosphäre entschädigt schon dafür.