Review

"Das Neunte Herz" ist ein überaus sehenswerter tschechischer Märchenfilm, dessen Regisseur Juraj Herz Freunden dieses Genres u.a. durch den fantastischen, gruseligen Klassiker "Die Jungfrau und das Ungeheuer" bekannt sein dürfte. Der eine oder andere wird ferner alleine schon aufgrund des animierten Vorspanns sehr entzückt sein, für den kein Geringerer als Jan Svankmajer verantwortlich zeichnet. Betrachtet man eben diesen Vorspann als einen eigenständigen Kurzfilm des Meisters, dann dürfte die Kaufentscheidung für Svankmajer Fans ohnehin bereits gefallen sein. Im Grunde wäre der Vorspann alleine schon eine eigenständige Besprechung wert und nicht bloß eine zusätzliche Empfehlung für den eigentlichen Film.

Dieser ist dann ähnlich wie "Die Jungfrau und das Ungeheuer" ziemlich prächtig und poetisch ausgefallen. Trotz einer FSK6-Freigabe ist der Film für sehr junge Zuschauer eigentlich weniger geeignet, da zum einen einige doch gruselige (und stellenweise auch ziemlich surreale) Bilder zu sehen sind, zum anderen, weil die Handlung insgesamt doch ein wenig komplexer ausgefallen ist und so bisweilen etwas unübersichtlich wirkt. So muss man ferner durch die Erzählweise auch ein paar Längen hinnehmen, weshalb der Film unterm Strich bei mir an einer 8er Wertung knapp vorbei geschlittert ist.

Zum Inhalt: Es war einmal eine junge Prinzessin, die war bisweilen tagsüber geistig etwas abwesend und nachts dann auch noch körperlich. Acht Kerle verschwanden spurlos während sie Nachtwache hielten. Der junge Martin folgt der Prinzessin eines Nachts durch eine Geheimtür und gelangt in die fremdartige Welt des Zauberers Aldobrandini. Der verlängert seine Lebenszeit durch ein Elixir, für das er allerdings noch ein weiteres Herz braucht...

Es gibt eigentlich wenig mehr zu diesem schönen Film zu sagen, als dass er über alle Qualitäten verfügt, für die der tschechische Märchenfilm berühmt ist. Da ist natürlich in erster Linie die unverwechselbare Atmosphäre zu nennen, die den Zuschauer in eine fremde und doch sehr authentische Welt zieht. Ob es nun die großartigen Locations oder Landschaftsbilder sind, oder die tolle Ausstattung - man fühlt sich einfach wie in eine andere Zeit versetzt. Hier erinnert nichts an die bunte, kitschige Plastikoptik, wie man sie aus zahlreichen US Fantasy-Produktionen kennt. Unter Juraj Herz' Regie ist eine glaubwürdige Phantasiewelt entstanden. Die Protagonisten wirken lebendig und überzeugend, die Schauspieler liefern solide Leistungen ab.

Wie bereits erwähnt sind (besonders im letzten Drittel des Films) auch einige sehr bizarre Elemente enthalten, die den Film vielleicht auch für Filmliebhaber interessant machen, welche traditionellen Märchenfilmen für gewöhnlich eher weniger abgewinnen können, aber dennoch ein Faible für ungewöhnliche Phantastik und Ästhetik haben. Wer also - nur um einige wenige Beispiele zu nennen - Tim Burton, Jan Svankmajer oder die Quay Brothers mag, oder sich für Filme wie "Pans Labyrinth", "Marketa Lazarova", "The Viy" oder "Valerie and Her Week of Wonders" begeistern kann, dem sei "Das Neunte Herz" ebenfalls empfohlen. (7,5 / 10)

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