Ufo oder was?
Die Postkartenidylle in dem kleinen Provinzstädtchen Harmond ist sprichwörtlich: Landwirtschaft so weit das Auge reicht, ein paar Häuschen und Bauernhöfe, jeder kennt jeden. Einer von ihnen ist George Malley (John Travolta), ein unauffälliger, aber liebenswerter Zeitgenosse. Tagsüber verdingt George sich als Automechaniker, nach Feierabend bemüht er sich mit eher bescheidenem Erfolg spanisch zu lernen, verbringt die Zeit mit seinem Kumpel Nate (Forest Whitaker) oder bemüht sich um Lace (Kyra Sedgwick), die Dame seines Herzens, die bedauerlicherweise nichts von ihm wissen will.
Und dann, am Tage seines 37. Geburtstages, hat George ein außergewöhnliches Erlebnis: Am Sternenhimmel entdeckt er ein gleißendes Licht, eine kometenhafte Erscheinung die kurz auftaucht um bereits einige Augenblicke später wieder zu verschwinden. Zwar hat George keine Ahnung, welches Phänomen er am kalifornischen Nachthimmel entdeckt hat, doch die Auswirkungen des mysteriösen Lichts sind unbeschreiblich: George mutiert zum Genie!
Erst langsam, dann immer schneller fortschreitend, begreift er Dinge, von denen er zuvor nicht einmal geahnt hat, daß sie existieren; er wird hyperaktiv, liest mehrere Bücher am Tag und experimentiert vielversprechend mit Solarenergie und alternativen Düngemitteln. Und er entschlüsselt ganz nebenbei einen streng geheimen militärischen Funk-Code, was ihm gehörigen Ärger mit dem FBI einbringt. Und dann, einige Monate nach der seltsamen Erscheinung, genau in dem Moment, in dem sein größter Herzenswunsch in Erfüllung geht und seine Angebetete sich endlich für ihn interessiert, erfährt er das er einen nicht operablen Tumor in seinem Kopf trägt..
John Travoltas große Zeit schien lange vorbei, bis er in den letzten Jahren an einem dramatischen Imagewechsel arbeitete und diesen konsequent vollzog. In Filmen wie "Operation: Broken Arrow", "Mit aller Macht", "Battlefield Earth" oder seinem jüngsten Streifen, "Password Swordfish", lernte das Publikum den 'neuen' Travolta kennen, einen durchgestylten, perfekten Fiesling. Auch wenn nicht alle der aktuelleren Filme überzeugen - Travoltas Leistungen sind ohne Fehl und Tadel. "Phenomenon" ist ein Streifen aus der Zeit vor seiner 'Verwandlung' und es fällt deshalb nicht leicht, DEN Bösewicht der Stunde in seiner Rolle als liebenswertes 'Landei' zu sehen. Doch auch diese Vorstellung gelingt ihm perfekt.
"Phenomenon" ist weder aufwendig gemacht, noch hält er überraschende Wendungen oder gar vielschichtige Handlungsabläufe parat. Es ist einfach nur ein geradliniger Film mit einer winzig kleinen Portion Anspruch, sehr viel Gefühl, guten Dialogen und einem Ensemble von Darstellern, daß sich in Megaform präsentiert. Allen voran John Travolta und Robert Duvall. Zugegeben, die Hardliner unter den Action-Fans werden "Phenomenon" keine Beachtung schenken. Aber diejenigen, die sich aufgeschlossen zeigen und einer sogenannten 'Schnulze' eine Chance geben wollen, diejenigen werden feststellen, daß sie mit "Phenomenon" anderthalb Stunden Kurzweil erlebt haben. Und ein sehr trauriges Ende.
Übrigens... die Frage, was es genau war, daß George Malley am Himmel sah, wird nie beantwortet. Und so bleibt es nichts weiter als ein Phänomen, über das man nachdenken kann...