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Text beinhaltet Spoiler

Eine Frau, die sich benimmt, als käme sie aus einem anderen Erdteil, gelangt in ein kleines rezessionsgeschädigtes amerikanisches Dorf weit draußen auf dem Lande, hinter den sieben Bergen. Dort begegnet sie Leuten, deren Denk- und Verhaltensstrukturen unserem heutigen westlich-europäischen Denken einiges an falschgesetzer Toleranz abfordern.
Sie wird zuerst gut aufgenommen, mit der Zeit jedoch mehr und mehr mißbraucht und erniedrigt. Und das Abartigste daran ist, daß sie das selbst noch bis zu einem gewissen Zeitpunkt a) scheinbar gar nicht recht zu bemerken scheint und b) sogar für sich und vor der Welt zu entschuldigen und rechtfertigen versucht..
Wirklich erlösend ist dann das wahrhaft kriemhildsche Ende, das einen guten Ansatz zum Umgang mit Leuten liefert, die sich einem ihnen nicht mal ansatzweise feindlich gesinnten Mitmenschen gegenüber auf solchgestalte Art und Weise verhalten, bloß, um damit ihre eigenen Unzulänglichkeiten und die daraus resultierenden Komplexe zu überlagern.

In der Art, wie der Film sich dem Publikum gegenüber darstellt, finden sich einige sehr positive Aspekte, die durch ein fast gleiches Maß an Negativpunkten wieder wettgemacht werden.
An guten Leistungen wären zu nennen: die trotz aller Unruhe exzellente Kameraführung und Beleuchtung, die aus einem minimalistischen zweidimensionalen Zeichenbrett eine facettenhafte, in sich geschlossene Welt hervorzauberen und so eine intensive Charakterdarstellung ermöglichen.
Des weiteren wären die dezente musikalische Hintergrundbegleitung zu nennen, zum Teil gute schauspielerische Leistungen und vielleicht auch die an ‘Barry Lyndon’ erinnernde und von zarter Ironie durchwobene Erzählerstimme.
Der Leistung des Films abträglich sind hingegen die doch etwas voraussehbaren klischeehaften Geschehnisse und das ebenso vorhersehbare wie dem liberalen und von den Grundsätzen der Menschenwürde geprägten Betrachter völlig unverständlich seiende Reagieren der gepeinigten Protagonistin auf eben diese ihr entgegengebrachten Eingriffe in ihre Selbstbestimmungsgewalt.
Nebenbei wird der Film an vielen Stellen einfach zu lang gezogen, und die Geschehenssteigerung kommt nicht so recht in Gang, will heißen, sie macht erst in einigen Momenten kleine Hüpfer um dann sofort wieder abzuflachen. Darüberhinaus sind zwar die Charakterdarstellungen gut – das Problem ist jedoch, daß der Film keinen (von der Protagonistin vielleicht so halbwegs abgesehen) wirklich darstellungswürdigen Charakter aufzuweisen hat. Das kann man natürlich mit kulturell und aufklärungsmäßig zurückgebliebener Bergdorfbevölkerung rechtfertigen, und auch damit, daß es ja eigentlich das ist, was der Film letztlich zeigen und kritisch behandeln will, aber dennoch umgeben diese nicht wirklich vorhandenen Charaktere und psychischen Lebenswelten den Betrachter mit einer Leere, die nicht unbedingt dazu geeignet ist, sein Gutdünken zum Behufe der Wertschätzung dieses Filmes einzusetzen.
Nun ja, das Ende rettet dann aber noch einiges – wenn man bereit ist, bis zu diesem durchzuhalten, und damit ergäbe das folgenden Wertung:

10 Pkte dafür, daß aus einer flachen Skizze eine glaubwürdige räumliche Welt mit intensiv durchleuchteten Charaketen entsteht.
-5 Pkte dafür, daß diese Charaketere nicht wirklich viel zu bieten haben und damit so ziemlich uninteressant sind.
-3 Pkte dafür, daß der Film manchmal langatmig ist und man oft schon vorher weiß, wie es weitergeht,
-4 Pkte für das unerträgliche Verhalten der Protagonistin.
+2 Pkte dafür, daß dieses Verhalten auch durch Zugzwang bestimmt ist
+2 Pkte dafür, daß es dann manchmal doch Momente gibt, in denen man überrascht und emotional bewegt das Dargebotene rezipiert und
+4 Pkte für's befreiende Ende.
Plus noch einen virtuellen, wertungsirrelevanten Ehrenpunkt, weil man bei Kriemhild ja auch nicht versteht, warum sie sich ausgerechnet in Siegfried verliebt.

Ergo: 6 v. 10 Pkten.

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