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Der Name Orson Welles sollte jedem Filmfan ein Begriff sein. Seit "Citizen Kane" wissen wir das sich hinter dem etwas unscheinbar wirkenden Amerikaner sowohl ein grandioser Regisseur als auch ein großartiger Schauspieler verbarg der sein Handwerk in jeder Hinsicht beherrschte. Als er "Die Spur des Fremden" drehte, bei dem er auch gleich wieder die Hauptrolle übernahm, lag der zweite Weltkrieg gerade mal ein Jahr zurück und so widmete sich der bedeutende Filmemacher genau dieser Thematik. Das tat er allerdings nicht indem er einen Antikriegsfilm ala "Der längste Tag" auf die Leinwand zauberte oder das grausame Schicksal eines KZ-Opfers porträtierte, sondern er widmete sich einem Ex-NS Offizier der nach Amerika auswanderte um dort unterzutauchen und ein neues Leben anzufangen, was natürlich nicht funktionieren kann.

Konrad Meinike ist ein immerzu finster drein blickender, unfreundlicher und ständig furchtbar nervöser Mann. Das er etwas zu verbergen hat kann man sich an 2 Fingern abzählen. Eines Tages macht er sich auf den Weg in die USA in das kleine verschlafene Nest Harper um seinen guten Freund Franz Kindler zu besuchen. Der hat seinen Namen in Charles Rankin geändert und unterrichtet an einem College Geschichte. Auf den ersten Blick scheint er ein anständiger Mensch zu sein, doch der Schein trügt, denn Konrad und Franz verbindet ein dunkles Geheimnis. Die beiden waren nämlich hohe Tiere im Hitlerregime. Die Sache mit dem Geschichtslehrer nutzt Franz als Tarnung. Er glaubt alle Spuren perfekt verwischt zu haben, doch schließlich holt ihn die Vergangenheit wieder ein und der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten...

Franz Kindler flieht nach dem zweiten Weltkrieg aus Deutschland, ändert seinen Namen und versucht verzweifelt sich hinter einer bürgerlichen Fassade zu verstecken. Nach außen macht es zunächst zwar nicht den Eindruck, tief im Innern ist Franz jedoch immer noch ein Nazi geblieben. Das wird sehr deutlich als ihm ein Detektiv auf die Schliche kommt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat untergetauchte Nazis ausfindig und dingfest zu machen. Natürlich stattet dieser Sherlock Holmes Charles Rankin alias Franz Kindler einen Besuch ab und bei diesem schneidet er das Thema zweiter Weltkrieg an, woraufhin Kindler seine sehr radikale Meinung zu dieser Thematik preisgibt. Als er sagt das Karl Marx, der bekanntlich ja in Trier geboren wurde, kein Deutscher sondern ein Jude gewesen sei wird sehr deutlich das Franz Kindler noch immer ein waschechter Nazi ist. Man kann sich eben nicht immer hinter einer Maske verstecken. Das will der fanatische Kindler aber leider nicht einsehen und statt sich einzugestehen das er sich des Kriegsverbrechens schuldig gemacht mordet er im kleinen Umfang weiter, was die ganze Sache natürlich nur noch schlimmer macht, sowohl für ihn als auch für seine Mitmenschen, allem voran natürlich die Frau die glaubte Charles Rankin sei ein guter Mensch und ihn schließlich heiratete.

Das Ganze hat Welles perfekt in Bilder verpackt und erzählt seine Geschichte sowohl spannend als auch dramatisch, ohne dabei auf die nötige Tiefe zu verzichten natürlich. "Die Spur des Fremden" ist eine brilliant gefilmte und gespielte Charakterstudie über einen Mann der furchtbares tat und glaubte seine dunkle Vergangenheit hinter sich lassen zu können, bis ihn schließlich alles wieder einholte. Eine wahre Freude für jeden Cineasten!

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