Der Reporter Alan Foster kommt in ein Gasthaus, um den Schriftsteller Edgar Allen Poe, der gerade London besucht, zu interviewen. Dessen Schauergeschichten hält Alan für reine Fiktion, doch Sir Thomas Blackwood, der dem Gespräch beiwohnt, will ihn eines besseren belehren. Er bietet ihm 100 Pfund dafür, eine Nacht in seinem Schloss zu verbringen. Dort angekommen inspiziert Alan die dunklen Räumlickeiten und findet kein menschenleeres Schloss vor, sondern lernt Elisabeth Blackwood kennen. Die beiden verlieben sich augenblicklich ineinander, während Elisabeths Schwester Julia versucht, den Kontakt zu unterbinden, jedoch erfolglos. Denn was Alan nicht weiss, ist, dass seine Angebetete sowie die anderen Schlossbewohner ein düsteres Geheimnis umgibt. Antonio Margheriti, der hier als Anthony Dawson drehte, schuf einen exzellenten Gothic-Klasssiker, der nie Langeweile aufkommen lässt. Die durchgehend nächtliche Stimmung ist gelungen und die Story birgt (in Anlehnung an eine E.A. Poe-Geschichte) einige interessante Details. Dem Zuschauer wird im Groben schnell aufgehen, was die düstere Vergangenheit von Elisabeth und den anderen Anwesenden in dieser "Nacht der Toten" ist. Trotzdem fasziniert der Plot um die, für damalige Zeit sehr frei und rasch entwickelte, Liebesaffäre, sowie der Hintergrund der Horrornacht, die sowohl mit der blutigen Familiengeschichte als auch mit dem Wissenschaftler und Arzt Dr. Carmus und seinen geheimen Experimenten zu tun hat. Im Grunde wird der etwas naiv wirkende Reporter reihum an der Nase herumgeführt, bis ihm die Einsicht des Lebens nach dem Tode fast den Verstand raubt. Mit jeder Menge typischen Attributen des Schlossgrusels beginnt dieser tolle Film, der zunehmend von der fantastischen, wenngleich nicht immer logischen Geschichte getragen wird. Das ist allerdings verzeihlich, wenn im düsteren Schloss die Protagonisten genau so plötzlich auftauchen wie sie wieder verschwinden. Dazu benutzt Margheriti einfache, effektive Tricks, wenn ein erschossener Mörder vor den Augen von Paul verschwindet oder ein Gemälde lebendig erscheint. In einzelnen Fällen gibt es sogar nette Schocks, erstaunlicher sind die wenigen, aber sehr emotional dargestellten Liebesszenen, eine Lesbenszene noch mehr als eine Nacktszene. Neben Barbara Steele als hingebungsvolle Elisabeth fällt die bezaubernde Margarete Robsahm als ihre Schwester Julia auf, die Barbara Steele einige Male die Schau stiehlt. Die Besetzung des Reporters mit Georges Rivière ist nicht immer glücklich, wenn der seine erschütterten Momente mit den Händen vor dem Gesicht etwas hölzern darstellt. Ein Kompliment kann man dem ansonsten nicht immer hochbegabten Margheriti bescheinigen, der seinen Film ruhig und gezielt beginnt, um das Tempo und die Dramatik kontinuierlich zu steigern. Eigentlich als Anhängsel von Cormans erfolgreichem "Pendel Des Todes" gedacht, in der ebenfalls Barbara Steele als Elisabeth herumgeistert und die Idee vom Meister des Makabren Poe stammt, ist "Castle Of Blood" einer der besten Gothic-Filme seiner Zeit, der zwischen Mario Bavas und Riccardo Fredas Werken seinen Platz hat. Einen Punkt in der Wertung ziehe ich, ähnlich wie bei diversen Kannibalenfilmen, für eine Tiersnuffszene ab, zumal sie ohnehin nur einen Logikpatzer darstellt.
Fazit. Eine gruselige Nacht der lebenden Toten. Absolutes Gothic-Highlight ! (8-1=) 7/10 Punkten