Review
von Leimbacher-Mario
Geisterführer
"Danza Macabra" ist Gothic Horror per excellence, den man kaum besser kriegen kann. Ein junger Journalist geht auf eine Wette mit Edgar Allen Poe ein, bei der er eine Nacht in einem Spukschloss verbringen soll. Überlebt er bis zur Morgendämmerung, hat er gewonnen und ist ein reicher Mann. Eine Kleinigkeit für jeden wissenschaftlich-rational denkenden Mann. Doch da hat der motivierte Brite seine Rechnung ohne die "Hausbewohner" gemacht, von denen einige zwar äußerst ansehnlich und verführerisch sind, die jedoch eigentlich nur ein Ziel zu haben scheinen und durch deren Adern schon lange kein Blut mehr fließt...
Wenn zwei Meister wie Margheriti und Corbucci zusammen kommen, erwartet man Großes. Das ist "Castle of Blood" auch. Doch sein Ruf eilt ihm nicht etwa so furios voraus wie bei Bava-Meisterwerken ala "Die Stunde, wenn Dracula kommt". Dennoch kann man diesen Totentanz durchaus auf dieses hohe Niveau heben, genug Gründe dafür liegen auf der Leinwand. Die Frauen verschlagen einem den Atem mit ihrer Schönheit, die Atmosphäre liegt dick über allem wie tausend Spinnweben, die Kameraarbeit ist erlesen und das Finale hat es in sich. Allgemein ist das ein Chiller für höchst anspruchsvolle Gruselconnaisseure. Das Licht, die Schatten. Die Romantik, das Grauen. Die Leichen, das leise Röcheln. "Danza Macabra" ist die grauenvoll-schönste Tanzstunde, die man sich nehmen kann. Nichts für moderne ADS-Kinder. Reift, wie ein guter Wein, mundet, wie ein edler Whiskey, knallt, wie ein lockeres Bier. "Danza Macabra" geht nicht, er schwebt. Ihn umweht eine unantastbare Aura, ein ausweichliches Schicksal, eine dunkle Ahnung. Ein langer Orgasmus, der in den Tod führt. Poetisch und pietätvoll, außerweltlich und unvergleichlich.
Fazit: eine der atmosphärischsten Gruselhausgeschichten, die je auf Zelluloid gebannt wurden. Cinema Italia famosa. Da kann höchstens Bava in Topform noch mithalten. Margheritis Krönung?! "Danza Macabra" ist schaurig schön, (alp)traumgleich elegant und bietet ein paar der hübschesten Geister, die je umherwandelten. Barbara Steele, sag ich nur! Massiv unterschätzt.