Review
von Leimbacher-Mario
Dicke Kanonen in engen Lederbuchsen
Ein deutscher Heist-Krimi aus den frühen 70ern - ohne großartiges Nachdenken erwartet man da nicht allzu viel. Denn während Hollywood seine rebellischste Phase einläutete und unsere Nachbarn mit ruppigen Poliziottos und machohaften Bahnhofskinoauswüchsen auf sich aufmerksam machten, war das Filmschaffen hierzulande doch arg kinderstubenrein, wutlos, zahm. "Blutiger Freitag" beweist, dass es auch anders ging. Blutig, radikal, fies. Zum Teil auch frauenfeindlich und politisch grundsätzlich unkorrekt. Das sieht man doch gerne. Zumindest wenn man einen leicht "komischen" Geschmack hat wie wir. Zum Glück gibt es genug von uns, sonst wäre der Film nie so grandios per Kickstarter restauriert worden. Da kann man sich bei allen Beteiligten nur bedanken. Denn Rolf Olsens Bankräuber sind eine (damals wie heute) schmutzig-relevante Bande, die im Wust zwischen minderwertiger TV-Konkurrenz aus dieser Epoche der Bundesrepublik nicht untergehen hätte dürfen!
Wir folgen einem Gewaltverbrecher (unwiderstehlich eklig: Raimund Harmstorf) bei seinem Ausbruch aus dem Gerichtsgebäude kurz vor seiner Verhandlung - schon ist der nächste Bankraub geplant, größer und brutaler und endgültiger denn je. Und da zieht er auch auf den ersten Blick unbescholtene Freunde und Freundesfreunde mit rein... Im tiefsten Bayern ein solches Brett hochzuziehen, da macht man schonmal große Augen. Natürlich ist er aus heutiger Sicht nicht mehr der Schocker aus seinem Ruf, ein sanfter Magenbitter und blutiger Zeitzeuge ist er dennoch. Er wirkt manchmal wie eine Mischung aus "Dog Day Afternoon" und "Der Schlitzer", erinnert eher an Deodato und Fulci als den Tatort oder Derrick. Gegen den Strich gebürstet und in Zeiten der RAF sicher nochmal ein Stück garstiger, da er dem Zuschauer die Identifikation mit den fiesen Gangstern nahezu aufdrängt und an den "Reichen" fast noch weniger gute Haare lässt. Hier werden keine Gefangenen gemacht, hier wird manchmal auch direkt auf die Cojones gehalten - mutig und eindeutig. Den Angreifern platzt der Sack vor Wut. Als Sahne gibt es einige Töne aus dem Volk und dessen Demaskierung als gewaltgeile Gaffer ala "Ace in the Hole". Heißer Scheiss!
Fazit: ein dreckiges Stück deutscher Kinogeschichte, ein Zeitdokument voller Gewalt und Schmierigkeit - Legendenstatus wohl verdient!