Angenehm grotesk eigensinning-eigenständige old-school Krimi-Romanverfilmung mit John Malkovich
Diese Romanverfilmung eines Werkes von Patricia Highsmith aus dem Jahre 2002 ist unbekannter als die vorherige Verfilmung mit Matt Damon DER TALENTIERTE MR. RIPLEY. Sie ist auch deutlich sperriger und längst nicht so massentauglich und Regisseurin Liliani Cavani hat RIPLEY'S GAME mehr als old-school Krimi mit sichtbaren Referenzen zu dem klassischen Kino der 70er Jahre angelegt. Der Film polarisiert seine Zuschauer, denn wer mit dem durchgängigen und konsequenten feinsinnig-arroganten bis nervigen Understatement von Hauptfigur John Malkovich als Tom Ripley nicht klar kommt, bekommt keine Chance mit RIPLEY'S GAME wirklich warm zu werden.
Die Geschichte des stilvollen Kriminellen Tom Ripley (John Malkovich) und seines anfänglichen Partners Reeves (Ray Winstone) und seinem Hang zu kriminellen Spielen bei denen auch der ihn beleidigende schwerkranke Jonathan (Dougray Scott) eine Rolle spielt, wirft bewusst einige Fragen der Logik, Konsistenz und Nachvollziehbarkeit auf. Man fragt sich oft warum gerade Ripley die ein oder andere Tat genau in dieser Weise vollzieht. Man sollte sich also ein wenig auf den grotesken Charakter der Geschichte einlassen können und RIPLEY'S GAME stellt sich somit nicht als einfach verdauliches Mainstream-Kino dar.
Die passende romantisch-schwülstige Ausstattung wechselt sich vor allem anfangs und am Ende mit einer klassisch klingenden Musik ab, die auch in kurzen Abschnitten an die Hochzeit diverser Giallo Produktionen und an Interpreten wie die Band "Goblin" in Filmen von Dario Argento erinnern. Dazu agiert John Malkovich stets unberechenbar diabolisch und in einer fast Mephisto-artigen Rolle zwischen den Extrempolen des Gentlemens und bestialischem Mörders. Seine stets coole, eher stoisch-unterkühlte bis unmerklich paranoide Spielweise ist wirklich nicht jedermanns Sache.
Dieses Auftreten wird sogar noch deutlich von seiner bekannten sehr arrogant-gleichförmigen Synchronstimme verstärkt und ich kann die Ablehnung diverser Seher nachvollziehen die dies nicht rund 2 Stunden ertragen wollen. Malkovich trägt den Film allerdings auch locker fast alleine durch seine Präsenz und Wandlungsfähigkeit die perfekt zur Rolle passt. RIPLEY'S GAME ist alles andere als perfekt und es gibt auch einige Stellen, an denen die Handlung kurz unfreiwillig komisch wirkt und der ernste und niveauvolle Still kurz und fast unmerklich gebrochen wird.
Empfindliche und actionorientierte Zeitgenossen werden auch gegebenenfalls einige Längen im Mittelteil von RIPLEY'S GAME attestieren. Es wird sich an der Romanvorlage orientiert und es gibt weniger lockere und bewusst leicht-komödiantische Einlagen wie in anderen Verfilmungen. Wer sich aber in den eigenwilligen hollywood-fernen skurrilen Krimi fallen lassen kann, wird mit einem sehr gut ausgestatteten und im späteren Verlauf auch ungemein brutalen und spannenden Thrillerbeitrag belohnt. John Malkovich Freunde müssen sowieso zugreifen.
6,5/10 Würgeschlingen....äh,....Punkten