Ein kaltes Stück Film, zu jeder Zeit vom Zuschauer distanziert und wenig zugänglich. Wegen solcher Werke haben vermutlich viele Angst vor einer Berührung mit Bergmann, das oft verkannte Wort Arthouse. Kunst bekommt der Zuschauer tatsächlich geboten, man beachte allein die Dinner-Szene. Wir beobachten die anderen Gäste durch die getrübten Augen des Protagonisten, die Kamera schafft es allein durch Perspektiven die Gesichter grotesk und dämonisch wirken zu lassen. In diesem Stil geht es weiter, zäh, sperrig, schwermütig, aber jede Einzelaufnahme ein Kunstwerk. Hier liegt eine greifbare Wahrheit, Kunst definiert sich über ein Mindestmaß an Unnahbarkeit.
Die Stunde des Wolfs steht für die Zeit des tiefsten Schlafes in der Nacht, die Zeit der Alpträume, oder die der Schlaflosigkeit, in der einen Ängste und Sorgen verfolgen, die Zeit von Geistern und Dämonen, aber auch Tod und Geburt.
Inhaltlich befinden wir uns in einer toxischen Beziehung, sie hingabevoll, er mental immer weiter von allen und allem abdriftend. Liv Ullmann gibt sich der Rolle gewohnt hin, eine im Übermaß liebende Frau, Max von Sydow ist anwesend, was nicht negativ gemeint ist, ein besessener Künstler, aber Dank schöpferischer Krise innerlich tot. Sie redet sich ein, dass sich Paar mit der Zeit in ihrem Wesen angleichen, dabei treiben nur sie derart Ambitionen. Er bleibt der einsame Künstler, dem niemand aus seiner Isolation helfen kann und dem sein Einsiedlertum mehr und mehr in den Wahnsinn treibt. In der letzten halben Stunde verschwinden endgültig die Grenzen zur Realität und allein die Interpretation des Zuschauers ist gefragt. Ich kam zu Ansätzen, aber keinen Schlüssen.