An den Ufern einer einsamen Insel ankert eine Horde Piraten. Sie sind auf der Suche nach dem sagenumworbenen Goldschatz, über dessen Versteck nur ein auf der Insel lebender Mönch Bescheid weiß. Dieser ruft allerdings eine Horde blutgieriger Kannibalen zur Hilfe, die sich mit den Piraten ein Schlachtfest liefern. Eine zufällig durchreisende Blondine und ihr beschränkter Bodyguard runden das gepflegt Chaos ab...
So weit so gut. Man könnte sich unter dieser Inhaltsangabe jetzt ´nen sehr netten trashigen Amateur-Film vorstellen, bei dem die Erwartungen sowieso schon ganz unten im Keller sind. Ich hab mich auf diesen Streifen gut vorbereitet, ein paar Pullen Bier vorher gezischt und kann garantieren, dass bei mir die "1" vor´m Komma gestanden hat.
Und was ich diese 80 Minuten sah, war bisjetzt der größte auf Zelluoid gepresste Dünnschiss, der mir je untergekommen ist. Dagegen wirkt sogar "Violent Shit 2" schon wie ein oskarverdächtiges Meisterwerk.
Eins nach dem anderen:
So ungefähr kann man sich den Film vorstellen:
Das gut sieben Minuten andauernde Intro soll wohl die Piratenreise zur Südsee-Insel darstellen. Was man allerdings zu sehen bekommt ist ein Urlaubsvideo (wahrscheinlich an der Nordsee gedreht) wie Leute auf einer Yacht die Urlaubs-Fahrt genießen. Alle in Bade- bzw. Freizeitbekleidung, also nix mit Piraten. Achso, eine Piraten-Flagge kommt in Nah-Aufnahme mal kurz zur Erscheinung, alles klar. Das sind alles böse Piradden... Außerdem spielt kein Schwanz von denen im späteren Filmverlauf mit. Dazwischen gibt es immer wieder Sequenzen mit Meerestieren, die wohl im Zoo gedreht wurden, da man deutlich die Scheibe des Aquarium-Glases erkennen kann. Zu allem Übel wurde das Ganze mit ´nem Pentium1-Prozessor abgemixt, so schlechte Effekte hab ich seit 1980 nicht mehr gesehen.
OK, es ist eben billiger Amateur-Müll, wir bleiben hart und am Ball. Leider läuft der Rest vom Film so ab:
Auf der "Tropeninsel", die in einem tiefgrünem, herbstlichen deutschen Blätterwald (was für ein Zufall) gedreht wurde, schleichen, verfolgen oder wandern ca. 15 unbedeutende Grüppchen à drei Leute, die entweder Piraten, Kannibalen (lustig, Kanibalen in schwarzen Kutten) oder Wanderer (noch lustiger, Wanderer verkleidet als eines der drei Musketiere) darstellen sollen und sich gegenseitig "abmetzeln".
Dies wurde alles so was von lieblos und planlos ohne irgendeine Spur von kleinsten Zusammenhängen aneinandergereiht, das man nur noch stundenlang kotzen möchte. Story? Nö, lass mal. Achso, da ist ja noch der Schatz!
Was gerade an Laien-Nulpen-Gesichter zu sehen ist, stirbt meistens. Egal, es folgt die nächste Dreier-Gruppe und die nächste und die nächste... Und alle sind sie am Schleichen durch den Buchenwald....
Kommen wir endlich zum Erbärmlichsten vom ganzen Film: Dem Spläddda!!!!
Diletantischer geht´s wirklich nicht mehr!
Für den ganzen Film wurden eine Schweine-Leber, eine Gummi-Hand, ein Gummi-Bein und ein paar Blut-Ampullen beim EMP-Katalog bestellt. Der Rest vom Set wurde ausgeliehen.
An der Gummi-Hand wird blöd rumgekaut, ohne dass dabei Blut fließt oder nur ein winziges Stück abgebissen wird. Das Gummi-Bein ereilt dasselbe Schicksal.
Die Kannibalen werden durch Schusswaffen oder Säbel getötet - Dabei fließt auch kein Blut, Säbel bleiben bei "Aufschnitten" blutfrei. Es sind auch keine Einschuss-Löcher oder Schnitte durch die Säbel in den Kutten zu sehen (Der Kostüm-Verleih wollte sie schließlich wieder unversehrt zurück haben). Die Kannibalen (hust) fallen einfach so tot um.
Bei den Piratentötungen läuft das ganze genauso ab. Nur noch eine Spur erbärmlicher. Diese werden durch Plastik Lanzen-Hackebeilchen getötet (natürlich auch blutfrei oder irgendein Schnitzer am Kostüm) oder auch mal durch einen Pfeil von einer Armbrust. Diese Pfeil-Szenen schießen dann den Vogel ab: Pirat schleicht, plötzlich schreit Pirat ganz fies. Schnitt. Der Pfeil steckt im Rücken, Pirat fällt tot um, Ende. Ganz doll.
Ab und zu fließt dann doch etwas Blut, und zwar durch ´ne zerbissene Kau-Ampulle aus dem Piratenmund. Völlig mies zusammen geschnitten. Aber hey, die 10 Euro aus´m EMP machen sich ja bezahlt! Ca. 3 mal wird sogar auf einen am Boden liegenden toten Piraten im Off mit einer Pumpe Saft draufgespritzt, dass ich beim Ansehen davon nur impotent werden kann. So schlecht ist das alles hier gemacht.
Den Thron für das erbärmlichste Highlight kommt der besagten Schweineleber zu Gute. Diese hält sich die wandernde Magd vor das sehr sichtlich unversehrte Kleid einfach vor den Bauch, wimmert ein wenig. Ich glaube, dass soll menschliche Eingeweide darstellen. Aber da mittlerweile die "2" vor´m Komma stand, konnte ich das nicht mehr genau erkennen.
Soviel zur FSK18-Freigabe. Lernt diesen "Splatter-Absatz" auswendig, bevor ihr meint, euch diesen Schund kaufen zu müssen. Hier ist gar nix mit Massaker. Und somit scheitert dieses Machwerk auch auf dem Gebiet, auf dem Amateur-Produktionen Punkte sammeln:Splatter. Selbst bei den Glücksbärchi-Filmen wird mehr Gewalt prophezeit als bei "Dem Piratenmassaker".
Das mal unfreiwillige Wanderer im Hintergrund durch´s Bild laufen, die meisten Piraten Turnschuhe tragen, die sich ständig, einmal gedrehten, immer wieder wiederholenden Szenen oder gestorbene Personen, die später mit ´nem anderen Kostüm wieder mitmachen fällt da gar nicht mehr ins Gewicht.
Der Schatz ist natürlich verflucht. Also wird er in den durch den Wald fließenden Bach geworfen. Schnitt. Der Mönch läuft ihm hinterher, nur dass anstelle vom Bachufer plötzlich wieder die Nordsee samt Strand und Klima-Wechsel zusehen sind.
Wer auf Splatter steht, kann einen gaaaanz weiten Bogen um "Das Piratenmassaker" machen. Als Partyfilm hat er auch nicht funktioniert, selbst wenn die "3" vor´m Komma stehen sollte (Was bei mir defintiv war. Musste eine Aspirin einnehmen am nächsten Tag). Pfui.
Wer mal sehen will, wie es nicht mehr schlechter geht (insbesondere der Gore-Szenen von denen ich wohl jahrelang ein Traumata haben werde:-) kann bei diesem Abfall zugreifen. Falls mir irgendwann mal Regisseur Taubert über den Weg läuft, beschlagnahme ich seine Kamera und leg ihn über´s Knie.
1/10