Review
von Con Trai
Einer der damals aktuell wenigen (folgend sich wieder quantitativ, nicht qualitativ steigernden) Ausnahmen von Regisseur Antel Franz in Sachen Schlagerfilm, war der Österreicher in der speziellen Ära doch mit dem mehr kommerziell erfolgreichen Ableger der Sexklamotte wie vor allem die Frau Wirtin - Reihe und andere eindeutig-zweideutige Vertreter wie Otto ist auf Frauen scharf und Liebe durch die Hintertür beschäftigt. Die vorliegende Arbeit dabei als a) eine der erstaunlich raren Kollaborationen zwischen Antel und Produzent Karl Spiehs, dafür b) eine der insgesamt ca. 40 (!) Gestaltungen mithilfe von Autor Kurt Nachmann und c) ein Trittbrettfahrer der Paukerfilme der Konkurrenz; hier gar mit Hansi Kraus in der Hauptrolle und so mit 'Pepe Nietnagel' höchstpersönlich gestrickt:
Siggi [ Hansi Kraus ] hat zwar grade Ferien und mit seinen Freunden um Roman [ Ilja Richter ] auch etwas anderes, nämlich ein Musical im Kopf, wird aber trotzdem oder deswegen von seinem Vater [ Siegfried Schürenberg ], der auch noch zufällig Unterrichtsminister ist, zum Büffeln für das Nachabitur in ein Internat immerhin seiner Wahl geschickt. Auf Anraten von Inge [ Mascha Gonska ] lädt man sich in das momentan leerstehende Internat “Seeburg“ ihres aufgeschlossenen Onkels Emmanuel [ Rudolf Schündler ] ein, um dort ungestört weiter proben zu können. Leider reisen ihnen Dr. Heribert Wimmer [ Jaques Herlin ], der Stellvertretende des Unterrichtsministers, die übereifrige Hermengilde Schickedanz [ Margot Mahler ] und der Sporttrainer und Schleifer Dr. Otokaer Stich [ Gunter Phillips ] mit ihren eigenen veralteten Ansichten, Ansinnen und Methoden nach.
Kraus ist dabei spürbar Anführer und v.a. (schauspielerischer) Souverän des Filmes, welcher allerdings auch weiter gut bestückt und mit einer stattlichen Anzahl an jugendlichen Teilnehmern und Stars von Film und Funk gespickt ist; frisches Blut für den alten Antel Franz quasi, der sich hier zumindest im Titelvorspann wohl entsprechend angestachelt und an der Ehre gekitzelt tatsächlich mehr ins Zeug und innovativ und kreativ gar an die Sache geht. Da 'verkaufen' seine beiden hauptsächlichen Attraktionen den Film doch mittig in die Straßen von München, preiswertes und aufsehenerregendes Marketing mit einigen Blickfängen für Passanten und Publikum, die neue Ära der Kinowerbung, die im hier und jetzt und aktuell für die Kundschaft 'geschaltet' wird und interaktiv nahezu ist.
Dann wird erstmal der Generationenkonflikt heraufbeschworen, mit Einbußen auf beiden Seiten, denn wer a sagt muss auch b sagen und Erfolg geht ohne Anstrengung und Geld geht ohne Leistung, getreu der Devise “Zurück zu Zucht und Rohrstock“ (mitsamt Kommandogewalt, Kadavergehorsam, Ausgangssperre und Karzer) zumindest nicht. Anstrengen tut sich folgend vor allem die Abteilung Slapstick und Klamauk, Unterabteilung Mimik und Gestik, wird gealbert und getollt und geschlagert und geträllert und mit dem Körper gewackelt und Ruhestörung erregt; erschöpft sich die Erzählung doch in einer losen Folge von Lausbubenstreichen wie dem vermeintlichen flüssigen Haschisch in den Feuerlöschern, Knallfröschen auf dem Untergrund und ein angesägtes Sprungbrett, plus grüne Farbe aus dem Duschkopf statt Wasser und anderes Ungetüm, manchmal Antel-typisch auch (verbal) frivoler oder in Andeutungen wesentlich deutlicher bis zeigefreudiger als bei der Konkurrenz gewebt. Zudem werden eingangs eher mäßigen Schlager lang und breit an- und ausgespielt, wobei da einzig der Stimmenimitator mit seinem Medley der Coverversionen von Roy Black, Karel Gott, Tom Jones etc. und das Cameo vom Howard Carpendale respektive Peter Beil überzeugt; gerade der Titelsong ist grausam und gehört schnell ab oder zumindest leise gedreht.
Immerhin geht es auch hier nach der Einführung in der Urbanität hinaus in die Natur, in den Wald und an die See, selbst das in den Ferien und damit Leere befindliche Internat wäre ohne die Halbstarken mit ihren offenen Oberteilen und auch ohne die zugeknöpfte Kriegsgeneration mit ihren Vorurteilen gegenüber den Hippies und dem Rückfall in vorsintflutliche Erziehungsmethoden angenehm und schön. Manch andere erhebende Anblicke wie Mascha Gonska im roten Bikini macht die allgemeine Lärmigkeit kaputt, Vielfilmer Antel zeigt da anders als gerade Werner Jacobs, aber auch Harald Vock oder selbst Franz Josef Gottlieb nie so das richtige Gespür für ein Überschreiten der Schallmauer und ein Abmildern der arg aufgesetzten Fröhlichkeit.