Review

„Teufelskerl is comin' to get ya“

Der Trailer, das Cover, das rote FSK-Abzeichen, Danny Trejo mit Baseballschläger und der Titel „Bad Ass“. Da wurde jedes bemannte Action-Höschen feucht. Ich war bereit for some Trash, Sprüche, geile Action, handgemachte Effekte und übertriebene sinnlose Gewalt. Mein Resümee nach den 90 Minuten? – Nett! Und wie heißt die kleine Schwester von „scheiße“? Nicht wie Hagen Rether behauptet: „scheißerle“, sondern wirklich NETT.

Dem Film kann man viel vorwerfen, der Kern aber die Unentschlossenheit. Was will der Streifen eigentlich sein? Ein Sammelsurium an bekannten geilen Filmen, deren Zutaten in einen Topf geworfen wurde und schnell fade schmeckt. „Bad Ass“ Frank Vega (Verwandtschaft mit Vincent Vega nicht ausgeschlossen) ist ein gescheiterter Vietnam-Veteran der sich betrogen fühlt. (RAMBO) Bis er eines Tages zwei Skinheads vermöbelt und so zum Star wird. Aufgrund des „Social Medias“ avanciert er zum Volksheld und lässt sich im Laufe der Handlung erklären was „Facebook“ und ein USB-Stick eigentlich ist (SMS in Machete). Er sorgt auch in seiner Nachbarschaft für Recht und Ordnung, campiert gerne auf der Hausterrasse und kümmert sich aufopferungsvoll um den Nachbarsjungen (Gran Torino). Als sein alter Kumpel abgeknallt wird, sinnt er auf Rache. Also muss sich „Teufelskerl“ samt alter Knochen nochmal aufraffen um die Täter zu finden (Harry Brown mit Michael Caine). Die Schlussverfolgung erinnert übrigens verdächtig an „Red Heat“.

Regisseur und Autor Graig Moss hat alle diese Filme, welche ich in Klammern gesetzt habe, womöglich gesehen und daraus sein Drehbuch geflickschustert. Der Mix aus Drama, blutleerer Action, lahmen Sprüchen, und seichter Familienunterhaltung ist zwar gut gemeint und Danny Trejo spielt ungemein souverän als auch glaubhaft, kann aber nicht verhindern das der Film vorhersehbare und durchschnittliche B-Ware darstellt.

Der Stoff sowie der Cast hätten sehr gut als Trashgranate herhalten können, so kommt „Bad Ass“ nicht so flockig rüber wie andere Streifen und gleicht am Ende schon fast „Walt Disney-Familienunterhaltung“. Schon komisch das viele einen „Hobo with a Shotgun“-Pendant erwartet haben, als die ersten Trailer kursierten. Das ist der Streifen aber kein bisschen, daher ist die ultraharte FSK18-Masche ein Witz. Diese klebt wohl nur aus Marketinggründen auf dem (zugegeben) geilen Cover. Kein klar denkender Mensch kauft Trejo mit blauem Aufkleber, wobei es „Bad Ass“ verdient hätte. Eine etwas härtere Szene und gleichzeitig auch die Beste im Film rechtfertigt die Freigabe wohl nur. In dieser macht ein kleiner Botenjunge Bekanntschaft mit einem Abflusshäcksler.

Noch übler aber die Effekte. Wer als Kind „Tekken 3“ auf der guten alten Playstation One gespielt hat und nach jedem Knockout die Replays genossen hat, der wird gegen Ende im Showdown ein Déjà-vu erleben. Wahnsinnig miese CGI und keine gelungenen Shootouts – so wird nur selten geballert. Lauwarme Prügeleien bekomme ich bei kabel eins nachmittags in Form von Bud Spencer auch zu sehen.

Die ersten 30 Minuten sind noch nett anzusehen. In bester „The Wrestler“-Manier wird über die gute alte Zeit gesäuselt und wie scheiße heute doch alles ist. Auch ist der Kreuzzug auf der Suche des Mörders noch unterhaltsam. Irgendwann hab ich allerdings realisiert, dass der Film keine Action-Hommage oder ein bleiharter Revenge-Knaller ist, sondern ein laues Lüftchen. Klischees um prügelnde Ehemänner, korrupte Politiker und (überwiegend) schwarz-tumbe Kleinverbrecher langweilen schnell.

Das Danny Trejo überzeugend Hauptrollen spielen kann, beweist er aber erneut. So sollte man die schlechten Punkte nicht an Trejo festmachen. Auch die restlichen Darsteller spielen ordentlich. Wobei die meisten nicht aus ihrem Klischee rauskommen und meist nur Abziehbilder darstellen, von Charaktertiefe möchte ich garnicht erst reden. Ron Perlman spielt solide, kann seine Schauspielklasse aber kaum ausschöpfen. Perlman ist leider nur indirekt der Gegenspieler vom „Teufelskerl“. So wechseln die beiden bekanntesten Gesichter im Film kein einziges Wort miteinander, vom Endkampf ganz zu schweigen. Die Bösewichte sind alle langweilig, spackig und kaum erwähnenswert. Die Musik ist ganz OK. Obwohl von vielen zerrissen fand ich den beatartigen „Bad Ass“-Remix nicht übel. Neben der sympathischen Leistung von Danny Trejo ist die Mucke im Hinblick auf das Gesamtwerk noch am erträglichsten. Wer positives sucht, findet auch!

Fazit: Was Leute veranlasst die Worte „Grindhouse“ oder „Hommage“ in Zusammenhang mit diesem Streifen zu nennen ist mir ein Rätsel. Alles was hier versucht wurde hat man schon etliche Male besser gesehen. Trejo rettet den Film vor der absoluten Bedeutungslosigkeit. So bleibt „Teufelskerl“ (inoffizieller deutscher Titel) ein kurzweiliger und bemühter Selbstjustiz-Thriller, der vieles sein will aber am Ende wie schon erwähnt nur NETT ist. Hoffen wir für den Film, dass es ein verregneter Herbst wird, mit vielen grauen Sonntagnachmittagen. Für mehr ist „Bad Ass“ einfach zu unentschlossen und viel zu nett... auch was die Gewalt angeht.

Kurzfazit: Für zwischendurch erträglich – das Warten auf „Machete Kills“ geht weiter!

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