Eins vorneweg: Das Teil hier ist eine Mogelpackung!
Nur, weil Jean-Claude Van Damme drauf steht, muss nicht unbedingt viel davon drin sein. Und so einen Fall haben wir hier.
DIe Hauptrolle spielt Cung Le als Hong. Hong hat seine Strafe im Knast abgesessen und sucht sicht jetzt eine Wohnung im Kleinkaff St. Judes in New Orleans, um dort wieder zum Leben zu finden. Aber St. Judes ist kein schönes Städtchen: Die Straßen werden von konkurrierenden Gangs beherrscht, von denen jeder gerne der Platzhirsch wäre. Doch da gibt es noch Mister V (Peter Weller), der die Boyz in da Hood vereinigen will. Doch Hon(k)g platzt mitten in den Straßenkrieg hinein und mischt die Gangs auf - denn aus der Muschi Hong ist im Knast durch seinen Zellengenossen Tiano (Van Damme) Kämpfer Hong geworden...
Mein Gott, da liest man im Vorfeld, dass Produztent Joel Silver ("Stirb langsam", "Matrix") Van Damme als Bösewicht (!) mit diesem Film unter der Fuchtel von Regisseur John Hyams wieder auf die große Kinoleinwand verhelfen will, und dann kommt so ein 3 Mio. Dollar teurer DTV-Schinken um die Ecke, in der Van Damme eben kein Bösewicht ist, sondern lediglich in Rückblenden gezeigt wird, wie er im Pat Morita-Modus (vielleicht hat er deswegen die Gedächtnisbrille an und die Haare grau gefärbt) in der Gefängniszelle Hong das Kämpfen beibringt. Das macht ungefähr fünf Minuten Spielzeit mit Van Damme aus, in denen er den Burschen hart ran nimmt und wirres Zeug braddelt (so änhliche Sätze wie "Auftragen und Polieren") und mit seinen Käsfüßen ein paar Kicks zeigen darf. Tja und das war es auch schon.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass diese Flashbacks dem eigentlichen Filmgeschehen überhaupt nichts bringen und die Action ausbremsen. Somit hätte man sich die Rolle von Van Damme auch komplett sparen können.
Aber ich brauche keinen Van Damme, auch wenn er dick und fett mit seinem Namen das Cover ziert, um diesen Film zu genießen. Klar, es ist natürlich im Nachhinein eine Entäuschung, aber dieser Faktor soll nicht mit in die Bewertung fließen.
So begibt sich also Hong in diese Stadt, mietet sich direkt eine Wohnung, wo Papa Moll und seine Tochter Rosanna (Crystal Mantecon) leben, um danach mal schnell nach der Vertragsunterzeichnung die ganzen Latinos von der Straße zu kicken. So weit so gut, doch dann kommt noch die farbige Gang ins Spiel, danach die Polizei und Mister V und und und...
Also die Story ist eigentlich keine und wenn man es doch als Geschichte ansehen muss, ist es so verwirrend produziert, dass man sein Sehvergnügen lediglich auf die ständigen Fights reduzieren muss, die zwar wirklich gut choreographiert sind, etliche Zeitlupen-Aufnahmen zu bieten haben, aber auch viele schnelle Schnitte. Das ist der Knackpunkt: Ich habe immer noch die Fights von "The Raid" im Hinterkopf, und wenn ich so was sehe, ist eben nicht alles Gold was glänzt - dennoch sind es tolle Fights für amerikansiche Verhältnisse.
Hong als Hauptcharakter ist in den Kämpfen gut, wirkt aber ansonsten verdammt hüftsteif, bekommt ohne richtigen Background auch keine wirklich viele Sympathien von mir und erinnert mit seiner Mimik an Michael Dudikoff´s beste Zeiten. Mit einem Gesichtsausdruck durch den ganzen Film - allez hopp! Peter Weller merkt man die gute Laune an und spielt seine Rolle glänzend runter. Dies bitte aber nicht überbewerten. Vieles an dieser Leistung liegt auch an seiner absolut schrägen Rolle. Die ganzen Gangmitglieder glänzen jetzt zwar nicht wirklich, sind aber für einen Actionfilm und als Kanonenfutter wirklich gut gecastet worden. Schön viele Tattoos, viele Knarren und eben die Ausstrahlung, die man mitbringen muss um als Gangmitglied (vom Zuschauer) ernstgenommen zu werden.
Tja, bleibt noch Van Damme übrig, dessen Leistung in den vier einhalb Minuten nicht mehr und nicht weniger als solide zu bezeichnen ist.
"Dragon Eyes" ist ein B-Actionfilm, dessen wirre Story (und Van Damme) man am besten vergessen soll und sich lediglich an den Fights ergötzen kann. Diese Kämpfe und ein gut aufgelegter Peter Weller retten den Film vor dem Absturz.
4/10