Review

"Rear Window" rangiert unter allen 53 Hitchcock-Regiearbeiten bei Fans und Kritikern mit an vorderster Stelle, was der Film vermutlich seiner originellen Prämisse verdankt.
James Stewart, der hier für den Zuschauer die Rolle des Voyeurs einnimmt, verfolgt -aufgrund eines Unfalls bewegungsunfähig- ein Hinterhof-Panoptikum seiner Nachbarn. Seine einzige Motivation ist seine journalistische Neugierde und die Langeweile, die ihn an sein Schlafzimmer-fenster fesselt. Man kann sich gut identifizieren mit Stewart als Neugierigem, da der Zuschauer ja auch den Film aus Neugier (und Interesse) verfolgt, vor allem als einer der Nachbarn des Mordes verdächtigt wird.
Dabei schreitet Hitchcock gemäßigten Schrittes voran, breitet die Geschichte Jeffries (Stewart) mit all seinen Nebenfiguren aus und stellt die Nachbarn in ruhigen Kameraschwenks über den Hof vor. Erst als der Zuschauer alle Figuren angemessen kennt und sich an ihn gewöhnt hat, rückt der mögliche Mord in den Mittelpunkt des Geschehens. Dessen Folgen sind ebenfalls fast ausschließlich aus Jeffries Perspektive am Fenster geschildert, folgt der Fotograf dem vermeintlichen Mörder mit dem Kameraobjektiv. Das hat zur Folge, daß wir als Zuschauer an Jeffries hängen, auch als seine Freundin in Gefahr gerät und der Mörder sich nähert.
So wird "Das Fenster zum Hof" zu einem geschickten Ausspielen aller möglichen filmischen Mittel und einer beachtlichen Manipulation der Sehgewohnheiten des Zuschauers. Darüber hinaus melkt Hitchcock auch noch das letzte Bisschen Spannung aus Cornell Woolrichs Vorlage, unterstützt von den glänzenden Stewart und Kelly und natürlich von der unnachahmlichen Thelma Ritter als Putz- und Kochhilfe.
Ein Meisterwerk von Hitchcocks Oeuvre, das jeder unbedingt gesehen haben sollte. (10/10)

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