Die BBC produzierte im Jahr 2012 eine 4-teilige Miniserie zum 100sten Jahrestag des Untergangs. In den ersten 3 Folgen beleuchtete man fiktive und reale Charaktere und Schicksale, um sie im letzten Teil zusammenzuführen. Das ZDF wiederum baute daraus einen 2-Teiler, der jeweils ca.90 Minuten andauert. Hätte nicht die „100“ angestanden, wäre die Serie wahrscheinlich nicht entstanden, da der Film von James Cameron bis heute alles überstrahlt und im Grunde keine Notwendigkeit existierte, die Geschichte nochmal zu erzählen. Dennoch sind hier einige Änderungen zu vernehmen. Beispielsweise wird hier die Rolle von Bruce Ismay anders beschrieben, der im Gegensatz zu anderen Verfilmungen keinen Druck ausübt, um schneller zu fahren, sondern betont, dass die Titanic nicht wegen Schnelligkeit gebaut wurde, sondern für Luxus und Komfort, damit die Passagiere eine angenehme Reise haben. Rein aus logischen Gründen durchaus nachvollziehbar. Die „Schuldfrage“ wird hier also deutlich mehr Kapitän Smith zugeschoben. Auch andere Kleinigkeiten sind hier eingebracht worden, wie der Personalwechsel des zweiten Offiziers in Southampton, die geretteten Hunde und einige andere Dinge, die man sonst nicht im Fokus hatte.
Dennoch ist die Gestaltung der Narrative, das man während des Untergangs wieder zurückschaltet, um eine andere Geschichte zu erzählen, aus meiner Sicht nicht so gut gelungen. Es reißt einen raus und zudem sind die fiktiven Schicksale auch nicht ultraspannend. Der Untergang selbst ist dafür sehr interessant inszeniert, was mit Sicherheit auch dem Budget einer TV-Produktion geschuldet ist. Man wählte nämlich keine opulente Perspektive und versuchte mit Cameron mitzuhalten, sondern ließ die Titanic aus der Sicht eines Überlebenden endgültig untergehen, der gerade verzweifelt um sein Leben kämpft. Er versucht gerade an Bord eines umgedrehten Rettungsboots zu gelangen, während sich das Schiff dahinter letztmalig aufbäumt, bevor es in die Tiefe sinkt. Wie erwähnt, ist die Perspektive vermutlich aus Kostengründen so gewählt worden, aber sie wirkt tatsächlich nach, wenn er während seines Kampfes trotzdem nochmal zum Schiff blickt. Für wen ist diese Serie also gedacht? Ich denke mal, nur für Leute, die vom Thema nicht genug bekommen und gerne alle Variationen betrachten möchten. Sie ist keine absolute Offenbarung aber durch einige Momente, eine sehr interessante Alternative.