Review


DER JÜNGSTE TAG – DAS ENDE DER MENSCHHEIT

(COLLISION EARTH)

Paul Ziller, Kanada 2011


Als ich gerade mit meinen Bemerkungen zum Asylum-Streifen Collision Earth beschäftigt war, fiel mir auf, dass ein knappes Jahrzehnt zuvor bereits ein gleichnamiger Film gedreht worden war. Das geht hierzulande allerdings unter, weil dieser ältere Streifen unter dem wenig bescheidenen Titel Der Jüngste Tag – Das Ende der Menschheit geführt wird. Auch bei ihm handelt es sich um eine sehr preiswerte TV-Produktion, an der unter anderem Cinetel beteiligt war – eine Bude, die sich seit den Neunzigern als zuverlässiger Trash-Lieferant bewährt hatte. Regie führte der routinierte Kanadier Paul Ziller, der die Welt schon mit (teilweise sogar halbwegs kompetent wirkenden) Billig-Spektakeln wie Stonehenge Apocalypse, Ice Quake, Sea Beast, Yeti – Das Schneemonster, Solar Attack oder Snakehead Terror beglückt hatte (seit 2019 aber warum auch immer nur noch Weihnachtsfilme dreht).

Der vorliegende Collision Earth ist ein klassischer, in schmuckloser TV-Optik präsentierter Science-Fiction-Katastrophenreißer, mit dem sich Ziller ein Stück weit von den bei ihm recht beliebten Ufern heimischer Gewässer (Sea Beast, Snakehead Terror) wegbewegt – ein gutes Stück sogar, nämlich bis zum Planeten Merkur, der allerdings so freundlich ist, ihm und den Helden des Films ein wenig entgegenzukommen: Von außergewöhnlichen Sonnenaktivitäten bis zur Glut aufgeheizt und massiv magnetisiert hat er seine Bahn verlassen und droht unsanft mit der Erde zu kollidieren. Diese Ausgangsidee klingt schon mal nach handfestem Unfug, und genau das ist Collision Earth dann auch (einschließlich des deutschen Titels – ein Ende findet in diesem Film höchstens die Vernunft, nicht aber die Menschheit).

Das Skript von Ryan Landels hält sich lieber an haarsträubende Zufälle als an die weithin überbewerteten Naturgesetze und liefert erhobenen Hauptes eine ganze Reihe von Absurditäten und blödsinnigen Ideen – ein Shuttle, das in wenigen Stunden vom Merkur zur Erde beziehungsweise mit ihm zur Erde fliegt, eine Funkverbindung zwischen Raumschiff und Erde, die nur über das selbst gebastelte Funkgerät eines Studentenpärchens aufrechterhalten werden kann oder Autos (und bis auf ein paar Laternen nur Autos), die von den Magnetfeldern des Merkurs in die Luft gerissen werden und später brennend wieder herabstürzen, sind nur die Spitze des Eisbergs.

Inhaltlich ist Collision Earth also reinrassigster Trash. Ansonsten handelt es sich hier wieder um einen echten Paul-Ziller-Streifen, der aufgrund seiner flotten und weitgehend ballastfreien Inszenierung unterhaltsam genug ist, um zumindest ein ramscherfahrenes Publikum bei Laune zu halten und sich in guten Momenten sogar recht nahe an der Grenze zum B-Movie verorten lässt. So sind auch die Trickeffekte in ihrer Gesamtheit und im Kontext ihrer Preisklasse immerhin durchwachsen: Die meisten Weltraumsequenzen oder einige der lustig durch die Gegend fliegenden Autos sehen beispielsweise ganz ordentlich aus und böse Ausrutscher sind eher selten zu verzeichnen (was aber auch heißt, dass es sie gibt). 

Das große Problem des Streifens ist wie bei fast allen Vertretern des gemeinen TV-Katastrophenfilms der Umstand, dass es Ziller nie gelingt, sein ausgeprägtes Katastrophenszenario beziehungsweise eine ernsthafte globale Bedrohung spürbar zu machen – so etwas gibt das Budget einfach nicht her. Wenn aber die Apokalypse nur vier Leute betrifft, die auf einer einsamen Straße zwischen abgegrasten Viehweiden und lichten Nadelwäldern hin und her fahren, dann will sich keine ausreichende Wirkung einstellen. (Bezeichnend ist auch ein „Hochsicherheitsgebäude“ der Regierung, das von einem einzigen einsam und verlassen an einem endlosen Stacheldrahtzaun herumstehenden Wachposten „geschützt“ wird – herrlich.) Für genau eine kurze „Massenszene“ haben Zillers Mittel gereicht: Ein knappes Dutzend Statisten stolpert zwischen zwei Flachbauten und einigen vom Himmel regnenden CGI-Autos umher. Das ist für den Weltuntergang schon etwas mager.

Mager sieht es auch bei den Darstellern aus, obwohl hier gestandene und vorrangig in TV-Serien gut beschäftigte Leute am Start sind. Den besten Eindruck hinterlässt die nicht mehr ganz junge und irgendwie putzige Diane Farr als einsame, wild an ihrem Steuer herumwürgende Astronautin, die sich in ihrem antiquarisch ausgestatteten Shuttle mit dem Merkur herumärgern muss. Schwer zu ertragen ist dagegen Kirk Acevedo in der Rolle ihres auf der Erde agierenden Ehemanns, der bei allem was er tut oder sagt dreinschaut, als würde er jeden Moment losheulen. Der Score von Michael Neilson birgt schließlich durch seine ständige Präsenz ein gewisses Nervpotenzial, bedient sich aber relativ ruhiger und mitunter sogar gelungener Motive und wurde zudem angenehm leise unterlegt, sodass man erst sehr spät beginnt, seiner ein wenig überdrüssig zu werden.

FAZIT: Billig produzierte, ebenso spannungs- wie stimmungsarme, aber immerhin unfallfrei in Szene gesetzte und temporeiche Katastrophen-Science-Fiction mit verschwindend wenig Science und umso mehr Fiction. Um die komplett hirnrissige Handlung dieses Films akzeptieren zu können, muss man freilich eine gute Portion Humor mitbringen: Physik-Puristen dürften sich spätestens nach einer halben Stunde das Leben nehmen, Trash-Freunde hingegen sollte der ganze Humbug gerade recht sein – sie sind hier ziemlich gut aufgehoben.

(urspr. 06/16)

Objektiv 4 von 10 Punkten. Wer sich im C-Sektor halbwegs wohlfühlt, darf gern zwei hinzurechnen.




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