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"Das große Fressen" à la Christoph Schlingensief? Vielleicht der erste wirklich bekannte Film des damals 26-jährigen Regisseurs: Wim Wenders lief nach nur wenigen Minuten schon wieder aus dem Saal, Schlingensief bezeichnete "Menu total" hingegen als sein bestes Werk. Die einen mögen diesen Streifen als eine Offenbarung im Bereich des deutschen Experimentalfilms betrachten, andere können darin nur auf Zelluloid gebannten Stuss erkennen. Ich selbst zähle mich zu den Letzteren. Aber vielleicht ist "Menu total" ja schon wieder so genial, dass mir Kunstbanause die besagten Offenbarung nur nicht als solche erscheint...

Um was geht es? Im Prinzip um Nichts. Zirka 80 Minuten lang wird ein Kasperlestheater präsentiert, dass mal wieder beweist, dass nicht nur das Wort "Satire", sondern auch der "Surrealismus" zu den sehr dehnbaren Begriffen gehört.  Primär wird dem Zuschauer eine nur schwer verständliche Handlung vorgesetzt, die man ehesten mit Pasolinis "Salo in Mühlheim an der Ruhr" beschreiben könnte. Gezeigt wird der Blick durchs Schlüsselloch in die kleine Klapse neben an. Alles in expressionistischen Schwarzweiß-Bildern, die ich jedoch nicht unbedingt als künstlerisch bezeichnen würde.

Prinzipiell gibt es keine normalen Leute bei "Menu total", jeder hat irgendeinen Schatten weg. Nazi-Uniformen werden aufgetragen, eine verstümmelte Frau sitzt im Rollstuhl, wirres Zeugs wird gefaselt, Helge Schneider brüllt die ganze Zeit nach seiner Mama, Alfred Edel isst und kotzt gleichzeitig. Das alles hört sich gar nicht mal so übel an, ist jedoch alles andere als überzeugend umgesetzt worden. "Menu total" ist schwierig anzuschauen und nun lassen wir das Wörtchen "langweilig" mal gnädig außen vor. Den Sinn darf sich jeder selbst zusammensuchen, Kunst hat auch immer etwas mit einer gewissen Toleranz zu tun. Humor ist wenn man trotzdem lacht.

Für einen deutschen Film lehnt sich "Menu total" fürwahr sehr weit aus dem Fenster. Es gibt mehrere eingebaute Tabubrüche (Hitler, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung etc.), doch liest sich die Handlung weitaus verstörender als es die eigentliche Umsetzung wirklich ist. Dass der Film prinzipiell ein gewaltiges Potential gehabt hätte, ist gar nicht abzustreiten. Dabei heraus kam jedoch leider nur ein Gipfeltreffen der Bekloppten. Irgendwo zwischen Salo und einem Kindergeburtstag. Verwirrend und nichtssagend zugleich. Im Gegensatz zu den anderen großen Kino-Surrealisten ein Werk aus der zweiten, wenn nicht gar dritten Reihe. 4 von 10 Punkten.

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