Review

 Marley
(Arthaus)

Der Musiker Bob Marley gilt auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod als Reggae – Ikone, weit mehr noch, Marley gibt einer Bewegung, einer musikalischen Richtung ein Gesicht (auch wenn es viele großartige Reggae – Musiker gibt, erlangte keiner von ihnen diese unglaubliche, weltweite Popularität)! Oscar© - Preisträger und Dokumentarfilmer Kevin MacDonald (Der letzte König von Schottland, State of Play, Ein Tag im September) nahm sich der Geschichte des Musikers, aber auch seiner Familie und seinem persönlichen Umfeld an, und machte sich zur Aufgabe, eine umfassende Dokumentation über den Menschen Bob Marley und seine musikalischen Wurzeln zu drehen. Entstanden ist dabei ein Werk, welches mit einer Lauflänge von 144 Minuten einen großangelegten Überblick über das Leben und Schaffen des Mannes gibt, dabei seltenes Archivmaterial, Konzertauftritte aber auch tiefgehende Interviews verwendet, in denen seine Kollegen, Freunde und Familie zu Wort kommen und intime, schöne aber auch weniger schöne Dinge über Marley berichten. Dies ist auch das Interessante an diesem Film, das er ehrlich und unverfälscht ist, indem er auf alle Wesenszüge des Mannes eingeht, und nicht den Fehler begeht, ihn zu glorifizieren.

Die Dokumentation beginnt mit seiner Geburt im Jahr 1945 auf Jamaika, seiner schweren Kindheit als Kind einer 18 jährigen Jamaikanerin und dem angeblich 60 Jahre alten britischen Offizier Norval Sinclair Marley und seiner Identitätssuche und der damit verbundenen Entdeckung, Gefühle durch Musik zu artikulieren. Relativ früh kam er mit seiner Band „The Wailers“ zusammen, und war kurze Zeit später auch über die Landesgrenzen hinaus sehr erfolgreich. Doch Marley wollte mehr sein als nur ein guter Musiker. Sein Ziel war es, die für ihn wichtige Religion der Rastafari, eine aus dem Christentum abgeleitete Glaubensrichtung, zu leben und durch seine Popularität bekannter zu machen. Sein Lebensinhalt war es, Menschen aller Rassen und Glaubensrichtungen zusammenzuführen.Doch auch sein eher lockeres Verhältnis zu Frauen ist Thema des Dokumentarfilms. Elf von ihm anerkannte Kinder von sieben verschiedenen Frauen, ein zusätzliches Adoptivkind und die Gerüchte, mit seinen unzähligen Affären noch wesentlich mehr Kinder zuhaben, wird ebenso thematisiert, genauso wie sein ins verbissene gehender Ehrgeiz.

Die Interviewpartner, neben seinen Kindern und seinen Band- und Weggefährten kommen auch einige Frauen aus seinem Leben zu Wort, geben offen und ehrlich ihre Statements und Meinungen zu Bob Marley, zeigen die wunderbaren und auch die eher unschönen Seiten, und schaffen so ein komplexes, lebendiges Bild dieses Mannes.

Die Blu-ray aus dem Hause Arthaus präsentiert den faszinierenden Film in einer sehr guten Qualität. Das verwendete Bildmaterial ist verständlicherweise von unterschiedlicher Qualität, ebenso der Sound. Im Bonusmaterial findet man neben einem sehr informativen Audiokommentar von Regisseur Kevin MacDonald und Ziggy Marley noch zusätzliche Interviews mit Bunny Wailer, dem Regisseur, einigen von Marleys Kindern und, besonders charmant, einigen Fans aus aller Welt. Gekrönt wird der Bonusbereich durch drei Liveaufnahmen aus dem Manhattan Center und einem Tonbandmitschnitt, wo Marley den Song „I’m Lose“ mit Fans gemeinsam komponiert und singt.

Der Film Marley von Regisseur Kevin MacDonald ist eine interessante und fesselnde, kurzweilig erzählte Dokumentation, die ein unverfälschtes Bild des Musikers Bob Marley zeigt. Da sie sich nicht nur auf die Musik beschränkt, sondern vor Allem auf das faszinierende und spannende Leben Marleys eingeht, ist sie auch für Menschen interessant, die wenig Zugang zur Reggae-Musik haben, sondern mehr über den Menschen hinter der Musik erfahren wollen. Ein gelungener Film über einen faszinierenden Menschen.

Christian Funke-Smolka

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