Review

Vorab; ich LIEBE "Kir Royal" - die geballte Sprachgewalt des Schreiber-Traumpaares Dietl/Süskind in der schillernden Szenerie der Münchner Schicki-Mickis, eingebettet in wohliger und nie mehr dagewesener 80er-Atmosphäre, das ist ein Meisterwerk, das ich mir immer wieder anschauen kann ...
Dass sich für diese Semi-Fortsetzung, die von "Kir Royal" einige Charakter übernimmt und das Thema People-Journalismus in neuem Setting (Berlin in der Gegenwart) abhandelt, Regisseur Dietl und Hauptdarsteller Franz-Xaver Kroetz nicht einig wurden, woraufhin letzterer (dem die Schimmerlos-Rolle angeblich zu klein und "Loser-haft" war..) ausgestiegen ist, nehm' ich den beiden alten Säcken wirklich übel - und das gibt aus Prinzip eine Note Abzug ...

Für "Zettl" rührt Dietl mit der grossen Kelle an: zahlreiche Stars (viele bekannt aus seinen früheren Produktionen), zahlreiche Charaktere, die sich in ihrer Schrägheit gegenseitig überbieten (was vor allem in ihren Dialekten zum Ausdruck kommt), viele Intrigen und Nebenhandlungen sowie die typischen Dietl-Dialoge mit vielen "äh"s und Stotterern/Sprechpausen - allein, es hat mich null berührt und nie zum Lachen, Schmunzeln oder Nachdenken gebracht; dazu sind die Handlung zu wirr, die Figuren (u.a. eine transsexuelle Politikerin (!)..) zu absurd und unsympathisch (zudem: warum musste der Schweizer Verleger von einem Deutschen gespielt werden ..??) und sind da zu viel Radau und zu wenig Tiefsinn und Stille drin (ganz anders bei "Kir Royal"; man denke etwa an die rührende Liebesgeschichte der Alten in der Episode "Adieu, Claire"..)
Einzig die aus "Kir Royal" bekannten Senta Berger und Dieter Hildebrandt, die ihre damaligen Rollen wieder aufnehmen (Dritter im Bunde ist übrigens Hanns Zischler, der noch einmal seine Episodenrolle als Politiker Gaishofer gibt..), vermögen wenigstens etwas Nostalgie hervorzurufen - und was man schon früher geahnt hat, darüber besteht jetzt Gewissheit: der Herbie hat die Mona schon immer geliebt ...
Keine Enttäuschung ist auch Michael "Bully" Herbig in der Hauptrolle, von dem mir schon vorher klar war, dass der mehr drauf hat, als er in seinen fragwürdigen Klamauk-Streifen zeigt, und der sich sympathisch (dafür nicht wirklich glaubhaft "unschlagbar charakterlos"..) und souverän durch die Dietl/Stuckrad-Barre-Dialoge haspelt ...
Schliesslich kann ich dem Film zugute halten, dass er mich nicht gross gelangweilt hat, dafür passt einfach zu viel - was ihn aber auch nicht über eine durchschnittliche deutsche Komödie, die ein bisschen Gas gibt, aber ebenso einen Mario Barth oder Atze Schröder in der Hauptrolle haben könnte, hinaus hebt ... ich war höchstens manchmal etwas ungeduldig, aber dies vor allem, weil ich den Fehler gemacht habe, mit leerem Magen ins Kino zu gehen, wofür der Dietl nun wirklich nicht auch noch was kann ... ebensowenig für die Tatsache, dass die goldenen 80er ein für allemal vorbei sind und wir alle nicht jünger werden ...
Das Einzige, was den Film in dieser Form hätte retten können, wäre ein Kroetz gewesen, der (hier als Gegenpart von Bully) gewohnt gut bzw. schlecht/griesgrämig aufspielt - aber diese Chance wurde verspielt, was dem Zuschauer im Verlaufe des Filmes schmerzlich bewusst wird ...

Also: 5 - 1 = ...

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